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Am Ende war es eine „freiwillige“ Abschiebung

■ Ein kurdischer Asylbewerber, der schwer psychisch krank ist, soll Polizisten gegenüber erklärt haben, daß er nicht länger in Deutschland bleiben möchte

München (taz) – Die kurdische Familie Demirkiran, die seit anderthalb Jahren im Kirchenasyl in Höchstadt an der Aisch lebt, wird von den bayerischen Behörden Schritt für Schritt in die Türkei zurückgetrieben.

Zunächst wurde im Mai der älteste Sohn, Mesut Demirkiran, verhaftet, als ihn Polizisten bei einer kurdischen Veranstaltung erkannten. Zwei Tage später war er abgeschoben. Vorgestern wurde nun der Vater, Ahmet Demirkiran, ebenfalls festgenommen, als er in einer Telefonzelle stand. Dort entdeckten ihn Polizisten, die „zufällig ihren Wagen wendeten“, wie ein Sprecher des bayerischen Innenministeriums erklärte. In seiner Vernehmung soll Demirkiran den Polizisten erklärt haben, er wolle freiwillig in die Türkei zurückkehren. Dafür haben ihm die Behörden eine Frist bis zum 30. September gewährt.

Ahmet Demirkiran ist schwer psychisch krank, wie Amtsärzte und auch weitere Gutachter bestätigen. Mehrere Psychiater haben deshalb den Behörden empfohlen, den Asylbewerber zumindest sechs Monate lang zu dulden, um ihn behandeln zu können. Noch im Juli schien Bayerns Innenminister Beckstein darauf einzugehen: „Wir hatten im Gespräch mit CSU-Kreisen den Eindruck, daß man diese Duldung ausspricht, wenn die medizinischen Gutachten das fordern“, sagt Eberhard Irlinger, SPD-Landtagsabgeordneter.

Im August wurden die Unterstützer der Familie Demirkiran trotz entsprechender Gutachten vertröstet: „Zunächst hieß es, Beckstein wolle das selbst entscheiden, sei aber im August in Urlaub“, so die evangelische Pfarrerin Karin Hüttel gestern gegenüber der taz. „Am Donnerstag haben wir dann erfahren, daß Beckstein gar nicht daran denkt – und kurz danach wurde Ahmet Demirkiran in einer Telefonzelle neben der psychiatrischen Klinik festgenommen.“

Daran, daß er den Polizisten seine Bereitschaft zur Ausreise erklärt hat, zweifelt Karin Hüttel zwar nicht an. „Aber ich habe ihn schon vorher mehrmals gehört, wie er gesagt hat: ,Ich will lieber in die Türkei zurück und gleich sterben.‘“ Eine solche Aussage eines psychisch kranken Mannes als Zustimmung zur freiwilligen Rückkehr ins Land seiner Folterer zu begreifen, sei deshalb ausgesprochen zynisch.

Drei weitere Kinder und die Mutter bleiben weiterhin im Kirchenasyl in Höchstadt an der Aisch. Ihre Reaktion auf die Festnahme und die bevorstehende Ausreise des Vaters sei „sehr geschockt und verzweifelt gewesen“, so die Pfarrerin Karin Hüttel. Felix Berth

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