: „Zu lange ruhig im Viertel“
Nach dem Feuer auf dem Laue-Areal: Investoren munkeln von Brandstiftung und stellen Vertrag für Wohngruppe in Frage ■ Von Heike Haarhoff
Im Schanzenviertel sind am Freitag abend das Dachgeschoß und der dritte Stock einer leerstehenden Lagerhalle der ehemaligen Gewürzfabrik Laue ausgebrannt und zum Teil eingestürzt. Die Feuerwehr löschte die Flammen in einem eineinhalbstündigen Großeinsatz. Personen wurden nicht verletzt, Brandursache und Höhe des Sachschadens können nach Angaben der Polizei „frühestens“ heute ermittelt werden.
An der Stelle, wo die Nachricht über das freitägliche Großfeuer in der Schanzenstraße für die meisten erledigt ist, wird sie für die Investorengruppe „B & D Kampstraße“, der das seit Jahren leerstehende, von Hausbesetzern und Wohngruppen umkämpfte Laue-Areal gehört, erst spannend: „Es war viel zu lange ruhig im Viertel“, spekulierte ein Mitarbeiter wenige Stunden nach dem Unglück „darauf, daß hier jemand gezündelt hat“. Projektentwickler Thomas Lange, von den Investoren mit der „Abwicklung der Laue-Sanierung“ beauftragt, will darauf gar „ein Six-Pack wetten“. Im Innern des Lagerhauses waren bis Freitag nachmittag zwecks Umbau zu Büros Wände herausgerissen worden. Sollte sich der Verdacht der Brandstiftung bestätigen, drohte es am späten Freitag aus dem Projektentwickler-Büro, könnten sich „einige Wohngruppen-Verträge, die schon unter Dach und Fach waren, um ein bis zwei Jahre verzögern“.
Bislang hieß es, Projektentwickler Thomas Lange werde spätestens zum Mai 1997 sein derzeitiges Büro in der benachbarten Ludwigstraße 8 räumen. Diese sollte sodann in den Besitz der Stadt übergehen und der Wohngruppe „Nimm 2“ nach siebenjähriger Wartezeit und Streiterei zum Einzug übergeben werden. Lange seinerseits wollte mit dem Büro „in den dritten Stock dieser Lagerhalle in der Schanzenstraße umziehen“. Der aber ist jetzt ausgebrannt. „Den Leuten im Viertel geht es wohl nicht schnell genug mit der Sanierung“, mutmaßt es aus dem Investorenkreis.
Daß damit der schon fast beigelegt geglaubte Konflikt um Leerstand, Hausbesetzungen und -räumungen im Laue-Komplex erneut „hochkocht“, hoffen weder Stattbau-Geschäftsführer Tobias Behrens noch Britta Ernst, persönliche Referentin des Stadtentwicklungssenators. „Leerstehende Gebäude haben eben ein erhöhtes Brandrisiko“, findet Behrens, der für „Nimm 2“ als Baubetreuer tätig ist. „Im übrigen darf das Feuer kein Grund sein, die Verträge mit Nimm 2 zu vertagen“. Im Laue-Komplex gebe es ausreichend leerstehenden Ersatz-Büroraum für Lange.
Die zähen Verhandlungen um die Zukunft des Laue-Areals hatten im Dezember 1995 in einem städtebaulichen Vertrag zwischen Stadtentwicklungsbehörde und Investoren gegipfelt: Diese verpflichteten sich, das Gebiet zwischen Lager-, Stern-, Ludwig- und Schanzenstraße für 160 Millionen Mark zu sanieren und anschließend zu sozial- verträglichen Wohnungspreisen zu vermieten. Und für die Übergabe der Ludwigstraße 8 an „Nimm 2“ solle, so berichtete die taz hamburg noch in der Sonnabend-Ausgabe, in dieser Woche ein Vorvertrag zwischen Steb und Investoren geschlossen werden ...
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