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Als sängen Mönche

■ Das Philharmonische Staatsorchester beim Musikfest

Zum ersten Mal war das Philharmonische Staatsorchester beim Musikfest dabei. Nicht so einfach, sich für ein Programm zu entscheiden, ist doch der klassisch-romantische Bereich weitgehend hochqualifiziert abgedeckt und wirklich Neue Musik gelinde gesagt eher unerwünscht. Günter Neuhold fand für das Konzert in der Kirche Unser Lieben Frauen einen goldenen und überzeugenden Mittelweg. Mit Paul Hindemiths Sinfonie „Mathis der Maler“ konnte er den eindrucksvollen Leistungsstand der Bremer MusikerInnen zeigen, und mit Werken von Arvo Pärt und Alfred Schnittke waren Werke einer Moderne zu hören, die niemand weh tun, gleichwohl in sich durchaus Meriten haben.

Hindemith setzte mit seiner zwischen 1932 und 1934 entstandenen Oper „Mathis der Maler“ politische Signale: die Uraufführung der gleichlautenden Sinfonie 1934 unter der Leitung von Wilhelm Furtwängler löste den „Fall Hindemith“ aus. Anhand der Gestalt des Malers Mathis Grünewalds komponierte Hindemith ein emphatisches Bekenntnis zur Autonomie der Kunst, er spricht aber auch von der Ohnmacht des Künstlers in politisch-sozialen Umständen. Günter Neuhold realisierte die grandiose Partitur ungemein spannungsvoll, ganz im Sinne des explosiven Frühwerks von Hindemith. Feingesponnene Atmosphären – beispielweise im einleitenden „Engelskonzert“ und rhythmische Energien – in der „Versuchung des heiligen Antonius – hielten sich die Waage.

Arvo Pärts „Cantus in memoriam Benjamin Britten“ zeigte das auf Reduktion angelegte Komponieren des estnischen Komponisten: Es wird nur eine einzige herabsteigende Ganztonleiter mit Glocken zelebriert. Das war nett und in der Interpretation gut aufgebaut. Ebenso Alfred Schnittkes „Requiem“ mit seiner Pärt vergleichbaren archaischen Ästhetik. Man meinte mit dem hervorragenden Gewandhauschor Leipzig mittelalterliche Mönche und Nonnen zu hören, deren Gemurmel einfacher musikalischer Formen aus der Gregorianik und russischen Kirchenmusik effektvoll mit fast romantischen Ausbrüchen und Techniken des 20. Jahrhunderts angereichert werden: Schlagzeug, Dissonanzen, auch Schreie. Große Publikumsbegeisterung auch bei diesem Konzert.

Ute Schalz-Laurenze

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