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Mission is possible

■ Stolz und Glanz und Gloria französischer Exportwirtschaft: "French Connection" im Pfefferberg - drei lange Abende mit Pop aus Paris, Afrika und Übersee

Ausgerechnet die blödeste Idee französischer Kulturbürokraten, die Forderung nach einer Radioquote für die nationalsprachige Popmusik, hat hierzulande ihre bereitwilligen nachblökenden Anhänger gefunden. Dabei gäbe es durchaus bessere Gründe, sich ein Beispiel am romanischen Nachbarn zu nehmen. In Frankreich wird der heimische Nachwuchs nämlich nicht nur mit fragwürdigem Protektionismus, sondern auch durch praktische Exportförderung unterstützt.

So arbeiten Plattenindustrie, Kulturbehörden und der französische Auslandsrundfunk R.F.I. gemeinsam Hand in Hand daran, dem Ausland die französische Musikkultur nahezubringen. Und das schließt, im Unterschied zur Praxis der deutschen Goethe-Institute, Künstler mit karibischem, schwarzafrikanischem oder maghrebinischem Ursprung ausdrücklich mit ein. Das französische Exportbüro für Musik ist sogar mit einer eigenen Dependance in Mainz an der Überzeugungsmission bei den schwerfälligen Germanen beteiligt.

Und siehe da, Mission is possible: Im März dieses Jahres konnte bei der „semaine de la chanson“ im Pfefferberg bereits eine vielbeachtete Leistungsschau der französischen Musikszene präsentiert werden. Ein halbes Jahr später gibt es nun mit den drei heute beginnenden „French Connection“-Konzerten einen kleinen Nachschlag.

Wie schon im Frühjahr gilt den Franzosen dabei ihre Multikulturalität als liebstes Aushängeschild: United Colors of La Grande Nation. den Anfang machen dabei D.N.C., eine Rap-Gruppe aus Lyon, bei der die beiden weiblichen Schnellsprecherinnen „Sister K“ und „Linda H“ den Ton angeben. D.N.C. steht für „Defendant Notre Cause“, wahlweise aber auch für Découvrez notres Contrées“, wie die französischen vier ihr kürzlich erschienenes Debüt tauften. D.N.C. treten stilistisch ganz in die Fußstapfen ihrer Vorbilder wie MC Solar und „Alliance Ethik“ (und das sind schließlich nicht die schlechtesten), mit denen sie auch schon gemeinsam aufgetreten sind.

Am Samstag übernehmen dann die Hardecore-Rock-Aktivisten von „Lofofora“ und „Oneeyed Jack“ die Kontrolle über die Mikrophone, bevor es am Sonntag mit Lokua Kanza zum Höhepunkt der Franko-Invasion kommt. Der in Zaire geborene Absolvent des staatlichen Konservatoriums in der Landeshauptstadt Kinshasa, der seine Gesangsausbildung in Kirchenchören und Rumba-Bands begann, lebt seit 12 Jahren in Frankreich. Genauer gesagt in Paris, das längst schon zum wichtigsten Zentrum afrikanischer Musik auf dem europäischen Kontinent avanciert ist. Inzwischen hat Lokua Kanza sich bereits mit fast allen Größen im Studio oder auf der Bühne getroffen: Papa Wemba, Manu Dibango, Angélique Kidjo, Youssou N'Dour – das liest sich wie ein „Who is Who“ der gegenwärtigen Afro-Pop-Szene. Für sein erstes eigenes Album, das erst 1993 erschien, erhielt Lokua Kanza in Abidjan den „African Folk Music Award“ und den „African Music Award“, der an Künstler aus Afrika und der Karibik verliehen wird. Damit ist er auf dem besten Weg, so bekannt zu werden wie seine bisherigen Partner.

In Anbetracht des großen Aufgebots an überzeugenden Acts ist man schnell geneigt, eine Lanze für den französischen Kulturimperialismus zu brechen. Und vielleicht kommt dabei zur Abwechslung einmal jemand auf die Idee, eine richtig gute Forderung zu stellen: zum Beispiel nach einer Quote für frankophone Produkte im deutschen Radio. Daniel Bax

D.N.C. + guests: 20. 9., um 22 Uhr, Lofofora/Oneeyed Jack: 21. 9., 22 Uhr, Lokua Kanza und Sandra Coutinho 22. 9., um 21 Uhr, Pfefferberg

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