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Drohungen & Pannen

■ Wenig Erbauliches rund um den Lübecker Brandanschlags-Prozeß

Organisatorische Pannen und eine Morddrohung überschatteten gestern den dritten Verhandlungstag im Landgerichts-Prozeß um den Brandanschlag auf das Lübecker Flüchtlingsheim in der Hafenstraße. Wie gestern bekannt wurde, war am Freitag eine telefonische Drohung gegen den Angeklagten Safwan Eid und seine Anwältin Gabriele Heinecke bei der Lübecker Staatsanwaltschaft eingegangen.

Ein anonymer Anrufer hatte angekündigt, „den Kanacker und seine Hure“ am gestrigen Verhandlungstag umzubringen. In einem zweiten Telefonat hatte der Mann, dessen Stimme aufgezeichnet wurde, gar versucht, die Telefonnummer der Verteidigerin in Erfahrung zu bringen. Während des gesamten Wochenendes patrouillierten daraufhin Mitglieder verschiedener Flüchtlings-Gruppen vor dem Haus, in dem die Familie Eid untergebracht ist. Die Polizei ließ sich trotz vorheriger Ankündigung hingegen kaum blicken.

Nicht blicken lassen konnten sich im Gerichtssaal auch Dutzende Interessierte, die sich zum Teil schon im Morgengrauen vor dem Justizgebäude versammelt hatten. Wegen des übergroßen Andrangs auf die knapp 100 ZuschauerInnenplätze wurden sie abgewiesen. Der Vater und ein Bruder des Beklagten konnten nach heftigem Disput mit Gerichts-Pressesprecher Wolfgang Nescovic nur deshalb der Verhandlung beiwohnen, weil zwei andere Besucher sich bereiterklärten, auf ihre Plätze zu verzichten.

Draußen vor der Tür blieb neben zahlreichen JournalistInnen auch einer der beiden Nebenkläger: Jean Daniel Makudila, der seine Familie durch den Brandanschlag verlor, hatte sich geweigert, ohne einen Dolmetscher seiner Wahl das Gericht zu betreten. Da ein freier Platz für den Übersetzer nicht mehr zu finden war, blieb auch der Stuhl des Nebenklägers gestern leer.

Marco Carini

Siehe auch S.1, 10 und 12

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