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Gasplattform kehrt an Land zurück

Norwegens Regierung erzwingt die Entsorgung einer Esso-Förderanlage auf einer Werft. Greenpeace feiert die Entscheidung und sich selbst. Etwa 6.500 Plattformen gibt es weltweit  ■ Von Hans-Jürgen Marter

Shetland-Inseln (taz) – Esso holt die ausgediente Gasplattform Odin ans Land zurück. Dabei hatte der Ölkonzern Anfang des Jahres der norwegischen Regierung noch einen ganz anderen Plan für die Entsorgung der 180 Kilometer westlich der Stadt Bergen installierten Förderstation präsentiert: Aufbauten recyceln, die 7.000 Tonnen Pfahlgründung aus Stahl aber umstürzen und im Meer zurücklassen. Doch daraus wird nichts, weil die norwegische Regierung den Vorschlag abgelehnt hat.

Dies sei zum großen Teil der Kampagnenarbeit seines Büros zu verdanken, beansprucht Kalle Hesstvedt von der für deutsche Verhältnisse winzigen Greenpeace-Sektion in Norwegen. „Die gute Nachricht ist vor allem der jetzt vorliegende Beweis, daß unsere Vorstellungen umsetzbar sind und Plattformen in einer umweltfreundlichen Art und Weise entsorgt werden können“, kommentiert Hesstvedt. Gegenwärtig werde der Unterkunftsblock von der Plattform abmontiert, berichtet der Umweltaktivist. Der Rest der Plattform inklusive der Pfahlgründung soll im Laufe der nächsten Wochen demontiert und auf die Aker-Stord-Werft in Westnorwegen gebracht werden.

Greenpeace-Sprecher Christian Bussau zeigte sich angesichts dieser Entwicklung geradezu euphorisch: „Alte Öl- und Gasförderanlagen müssen umweltverträglich an Land verschrottet werden. In Zukunft wird hoffentlich kein Industrieunternehmen mehr Anlagen aufbauen, die nach Gebrauch nicht umweltgerecht beseitigt werden können. Das Beispiel Brent Spar macht Schule, und alle haben daraus gelernt.“ Das Odin-Gasfeld wurde im August 1994 aufgegeben, nachdem rund zehn Jahre lang Gas gefördert worden war. Die Odin-Plattform steht in 103 Meter tiefem Wasser. Das Recyceln der Anlage dürfte den Esso- Konzern rund 86 Millionen Mark kosten, etwa doppelt so viel, wie für den ursprünglichen Entsorgungsvorschlag veranschlagt worden waren.

In der Nordsee und im Nordostatlantik gibt es rund 400 Offshore- Anlagen, die alle nach und nach zur Entsorgung anstehen. Weltweit wird ihre Zahl auf etwa 6.500 geschätzt. Internationalen Richtlinen zufolge müssen alle Anlagen, die in einer Wassertiefe von weniger als 75 Metern stehen, vollkomen entfernt werden, um Gefahren für die Schiffahrt zu minimieren. Seit den Auseinandersetzungen um die Shell-Plattform Brent Spar aber stehen die Anlagen in tieferen Wasser in der öffentlichen Aufmerksamkeit. Bei diesen Öl- und Gasinstallationen besteht trotz des Erfolgs um die Odin auch weiterhin die legale Möglichkeit der Versenkung.

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