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Stolpe schreibt Augstein

■ Brandenburger Ministerpräsident: „Habe niemanden der Stasi ausgeliefert“

Potsdam (dpa/taz) – Brandenburgs Ministerpräsident Manfred Stolpe (SPD) hat Vorwürfe zurückgewiesen, er habe der DDR- Staatssicherheit bereitwillig beim Aufspüren von Dissidenten geholfen. In einem Brief an den Herausgeber des Hamburger Nachrichtenmagazins Der Spiegel, Rudolf Augstein, schrieb Stolpe am Montag: „Niemals habe ich Menschen der Staatssicherheit ausgeliefert.“ Er sei „sehr betroffen über die einseitige Darstellung und wohl auch bewußte Verleumdung“ des Magazins.

Anlaß des Schreibens ist ein Spiegel-Bericht, wonach Stolpe als damaliger Konsistorialpräsident der evangelischen Kirche Berlin- Brandenburg Ende 1986 bei Versuchen der DDR-Staatssicherheit mitgemacht haben soll, die Hintermänner des regimefeindlichen Piratensenders „Schwarzer Kanal“ zu ermitteln. So soll er sich auf Geheiß eines Stasi-Offiziers Mitschnitte des Senders angehört haben, um die Radiosprecher zu identifizieren, berichtete der Spiegel unter Verweis auf kürzlich aufgetauchte Stasi-Unterlagen. Auch soll Manfred Stolpe damals Pfarrer mit Verbindungen zur DDR-Opposition sowie den früheren ARD- Fernsehjournalisten Lothar Loewe über den Piratensender ausgefragt und die Äußerungen der Staatssicherheit übermittelt haben.

Der damals von der Stasi hektisch gesuchte Sender stand auf einem Dachboden im Westberliner Bezirk Kreuzberg. Stolpe war von der Stasi jahrzehntelang als Inoffizieller Mitarbeiter (IM) „Sekretär“ geführt worden, nach Angaben des DDR-Kirchenjuristen jedoch ohne sein Wissen. Die evangelische Kirche und ein Untersuchungsausschuß des Potsdamer Landtages hatten den Brandenburger Ministerpräsidenten nach jahrelangen Prüfungen 1994 weitestgehend von Vorwürfen entlastet.

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