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Von schwarz-weißen Brandstiftern

■ Eine rassistische Verschwörung steckt selten hinter dem Abbrennen schwarzer US-Kirchen, sagt das Justizministerium

Washington (epd/taz) – Die Serie der Brandanschläge auf Kirchen schwarzer Gemeinden im Süden der USA ist offenbar nicht allein auf eine großangelegte rassistische Verschwörung zurückzuführen. Nach neuen Angaben des US- Justizministeriums hatten längst nicht alle Täter rassistische Beweggründe.

14 der 42 mutmaßlichen Brandstifter bei Kirchen von Afroamerikanern im Süden seien Schwarze, erklärte der Sprecher des US-Justizministeriums, Deval Patrick. Nur wenige Verdachtspersonen hätten „eindeutige“ Verbindungen zum Ku-Klux-Klan und anderen weißen, rassistischen Organisationen. Justizsprecher Patrick betonte jedoch, daß trotz der komplexen Lage die „Intoleranz“, die bei manchen Bränden als Tatmotiv feststehe, ein „schwerwiegendes Problem“ sei. Im Jahr 1995 wurden vor allem im Süden des Landes 30 Kirchen schwarzer Gemeinden durch Brandanschläge zerstört. In diesem Jahr seien es 45 gewesen. Gleichwohl stellen die neuen Erkenntnisse die These in Frage, die Anschläge hätten ihre Wurzeln im „wachsenden Rassismus“.

Kirchenratsvertreter Mac Charles Jones sagte damals, die Nation erlebe eine „wohlorganisierte rassistische Verschwörung“ gegen Kirchen Schwarzer. Der Führer der Bürgerrechtsbewegung, Jesse Jackson, vermutete, die Brandstiftungen resultierten aus der Intoleranz gegenüber Afroamerikanern, die von konservativen weißen Politikern gefördert werde.

US-Präsident Bill Clinton verurteilte die Anschläge mehrmals und besuchte ein abgebranntes Gotteshaus. Clinton bewilligte auch mehrere Millionen Dollar für Ermittlungsarbeiten, die normalerweise Sache der Bundesstaaten sind. Ein neues Gesetz verdoppelte die Strafe für Brandanschläge auf Gotteshäuser auf zwanzig Jahre Gefängnis.

Die Columbia Journalism Review, das führende amerikanische Journalismusmagazin, kritisierte in seiner jüngsten Ausgabe die Berichterstattung über die Kirchenbrände. Viele Publikationen hätten die Brände von Kirchen schwarzer Gemeinden sofort als rassistisch klassifiziert. Die Wahrheit sei vielschichtiger. Viele Täter seien angetrunken gewesen, die Hälfte der Festgenommenen Jugendliche. Manche Täter hätten nur ein „günstiges“ Objekt für ihre Zerstörungswut gesucht. Der Nationale Kirchenrat erklärte, man habe nie behauptet, daß „alle“ Brandstifter Rassisten seien. Bei vielen schwarzen Kirchenbränden lägen aber rassistische Motive vor.

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