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Olympiareifes Verfahren gegen Demba

■ Weiterverhandlung wegen versuchter Nötigung

Zu der 50 Millionen Mark teuren Olympiabewerbung kommen noch einige Märker hinzu. Am Mittwoch wird die im März letzten Jahres unterbrochene Hauptverhandlung gegen die bündnisgrüne Abgeordnete Judith Demba wiederaufgenommen.

Wenige Wochen nachdem der Rechnungshof in seinem Abschlußbericht zu dem Ergebnis gekommen ist, daß es bei der Olympia GmbH zu groben Verstößen gegen Rechtsvorschriften gekommen ist und der inzwischen aufgelösten GmbH 1,4 Millionen Mark belassen wurden, die diese für nicht bewilligte Zwecke ausgegeben habe, muß sich Demba vor dem Amtsgericht Tiergarten wegen versuchter Nötigung verantworten. Der Abgeordneten wird vorgeworfen, im Rahmen der Anti-Olympia-Kampagne 1993 einen Brief an das IOC unterzeichnet zu haben, in dem auf ein von ihr mit hergestelltes „NOlympia“-Video hingewiesen wird, das angeblich mit ihrer Billigung in Lausanne übergeben wurde. Damit soll sie versucht haben, die Mitglieder des IOC zu einer Entscheidung gegen Berlin zu drängen. Eine ehemalige Mitarbeiterin der Olympia GmbH soll am Mittwoch Auskunft über die offiziellen Praktiken im Rahmen der Bewerbung geben. Weiterhin sind eine Mitarbeiterin des damaligen Geschäftsführers der Olympia GmbH, Axel Nawrocki, und ein Vertreter des Staatsschutzes als Zeugen geladen.

Rechtsanwalt Volker Ratzmann bezeichnet das Verfahren gegen seine Mandantin als „antiquarisch“. Während der Senat und die Verantwortlichen der Olympia GmbH „ungeschoren bleiben“, so Ratzmann, „versucht man krampfhaft, der mißliebigen Kritikerin einen Denkzettel zu verpassen“. Demba indes sieht der Verhandlung gelassen entgegen. Diese sei eine gute Gelegenheit, „die Frage aufzuwerfen, was mit den Millionen passiert, die aus dem Fenster geworfen wurden“. Das Verfahren sieht sie als „Vorwarnung für zukünftige Großveranstaltungen“ in der Stadt. Barbara Bollwahn

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