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■ Der Rambo Schrempp schießt sich ins eigene Bein
Arbeitgeber, Gewerkschaften und die Bundesregierung hauen sich jetzt gegenseitig Rechtsgutachten um die Ohren. Als wenn es bei der Frage, ob die Kürzung der Lohnfortzahlungen ungeachtet der Tarifverträge durchgesetzt werden kann, allein um Gerichtsentscheidungen ginge. Mit juristischer Rechthaberei ist nichts gewonnen, dazu ist der Nerv der Bevölkerung durch das Sparpaket zu sehr berührt worden. Selbst wenn die rechtlichen Chancen der Arbeitgeber besser wären, als sie tatsächlich sind: Recht zu bekommen wird ihnen wenig nutzen. Denn der Rechtsfriede geht dabei in die Brüche. Die Arbeitgeber müssen mit langanhaltenden Streiks rechnen. Und ob die daraus resultierenden Einnahmenverluste durch Einsparungen bei der Lohnfortzahlung kompensiert werden, ist mehr als fraglich.
Vor allem bleibt bei dieser markigen Kraftprotzerei die Motivation der Arbeitnehmer auf der Strecke – bislang immer noch die effektivste Methode, den Krankenstand zu senken. Unternehmen wie BMW und VW haben das im Gegensatz zum Daimler-Benz-Chef Jürgen Schrempp erkannt. Wie die Bundesregierung beim Sparpaket zeigen Schrempp und seine Gefolgschaft, daß sie zu einfühlsamem, kompromißbereitem Management nicht willens oder fähig sind. Unternehmen wie die Computerfirma Hewlett-Packard machen vor, wie der Krankenstand nicht zuletzt durch attraktive Arbeitszeitmodelle auf 2,4 Prozent gesenkt werden kann. Schrempp dagegen schürt mit nichtssagenden Sprüchen wie: „Ich bin Überzeugungstäter“ lediglich das Feuer der Unzufriedenheit. Was ist, wenn die Arbeitnehmer ebenfalls zu Überzeugungstätern werden?
Statt um intelligente Lösungen, scheint es den Unternehmer-Ultras nur um eine Machtprobe zu gehen. Nachdem das Sparpaket letztlich relativ leicht durchgepaukt worden ist, wollen sie offenbar sehen, wie weit sie gehen können. Die Bundesregierung muß jetzt beweisen, daß sie nicht nur ein willfähriger Handlanger einiger Unternehmer war. Wenn sich große Unternehmen wie Daimler-Benz dem ausdrücklichen Wunsch des Bundeskanzlers widersetzen, die Tarifverträge einzuhalten, sieht es schlecht aus für die so oft beschworenen Glaubwürdigkeit unserer Regierung.
Markus Franz
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