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Natascha Aljakina-Mrozek: Erinnerung an eine Journalistin

„Sie haben mich umgebracht. Ich sterbe.“ Letzte Worte der Journalistin Natascha Aljakina-Mrozek, die am 17.6.95 von einem russischen Soldaten an einem Kontrollpunkt in Tschetschenien erschossen wurde. Natascha war in Begleitung ihres Mannes Gisbert Mrozek, ebenfalls Journalist; beide wollten über ein von Tschetschenen belagertes Krankenhaus in Grosny berichten. Gute Fahrt wünschten die Soldaten den beiden noch; nach 100 Metern traf die Journalistin die tödliche Kugel.

„Wenn wir immer dieselben Fragen stellen ...“ heißt der halbstündige Film, den die Bremerinnen Ulrike Westermann und Birgit Radzuweit über Natascha Aljakina-Mrozek gedreht haben. Genauer: Sie haben Material zusammengetragen, das ihnen Gisbert Mrozek zur Verfügung gestellt hat. Und sie haben die Begräbnisfeierlichkeiten gefilmt, ein 40-tägiges Ritual mit Tränen und Klageliedern.

Nur aus eigenen Mitteln und ohne den Anspruch, eine Dokumentation zu sein, ist der Film entstanden; eine „Collage“ nennen ihn die Filmemacherinnen. Doch auch eine Collage setzt eine Struktur voraus, die man dem Film nicht immer anmerkt. Kommentar und Bilder lenken mitunter leider von der Persönlichkeit der Aljakina-Mrozek ab, lappen ins Allgemeine. Das knappe Archivmaterial wird mit wenig originellen Ansichten Moskaus etwas angestrengt auf Länge gebracht. Was bleibt, sind ein paar schöne Privataufnahmen: Gisbert und Nataschas Heirat in Las Vegas, Szenen familiären Glücks im Garten der verträumten russischen Datscha. „Wenn wir immer dieselben Fragen stellen, ohne selbst etwas zu unternehmen“, wird Natascha Aljakina-Mrozek in Hinblick auf die Ereignisse in Tschetschenien und Sachalin zitiert, und so erklärt sich auch der Filmtitel, „dann gehen wir alle unter.“

Mu/Foto: Privat

Zu sehen heute um 20.30 Uhr im Kino 46. Einführende Worte spricht Frank Hoffa, Sozialattaché an der Deutschen Botschaft in Moskau.

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