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Unesco und Potsdam stehen am Scheideweg

■ Symposium zum Umgang mit Weltkulturerbe. OB verteidigt Bauprojekt

Überdimensionierte Bauplanung für das Büro-, Dienstleistungs- und Einkaufszentrum „Potsdam-Center“ nähmen das Unesco-Denkmal Sanssouci in den „Würgegriff“ und drohten, es zu ersticken, sagte der Präsident des Unesco-Welterbekomitees, Horst Winkelmann, am Donnerstag abend bei der Eröffnung eines dreitägigen Symposiums.

„Die Stadt Potsdam und die Unesco stehen am Scheideweg“, sagte Winkelmann. „Entweder geben wir die gewachsene Kulturlandschaft auf, oder wir kämpfen gemeinsam um ihren Erhalt.“ Die Schlösser- und Gärtenlandschaft steht seit Ende 1990 auf der Weltkulturerbeliste.

Potsdams Oberbürgermeister Horst Gramlich (SPD) verteidigte das 1,6 Milliarden Mark teure Center-Projekt. „Die Anspruchsgrenzen der Sanssouci-Kulturlandschaft sind nirgends genau benannt.“ Von der historischen City aus gesehen habe das heutige Stadtbahnhofsareal immer „weit draußen gelegen“.

Brandenburgs Kulturminister und Vorsitzender des Stiftungsrates der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg, Steffen Reiche (SPD), teilte diese Meinung. Ein solch kolossaler Neubau wie das Potsdam-Center sei zwar für die Stadtentwicklung bedenklich. Es tangiere aber das Weltkulturerbe allein aufgrund der räumlichen Distanz nur am Rande. Reiche regte an, die Unesco eng in die Planung „Buga Postdam 2001“ einzubeziehen.

Brandenburgs Ministerpräsident Manfred Stolpe (SPD) erwartet trotz der heftigen Kritik von Denkmalschützern an den jüngsten Potsdamer Bauvorhaben keine Streichung des Schlösser- und Parkensembles Sanssouci von der Unesco-Welterbeliste. Er habe dazu ein intensives Gespräch mit Winkelmann geführt, sagte der Politiker am Mittwoch. Potsdam werde einen Weg finden, seiner Geschichte Rechnung zu tragen.

Das von der deutschen Unesco- Kommission angeregte Symposium ist ein Beitrag zum Weltdekadenprojekt „Denkmalpflege im neuen Europa“. Mehr als 100 Denkmalpfleger, Kunsthistoriker, Architekten und Stadtplaner diskutieren bis Samstag unter dem Thema „Die Rolle moderner Stadtentwicklung für historische Kulturlandschaften: Das Beispiel Potsdam“.

Schwerpunkt der Diskussion sind neben dem Potsdam-Center der Ausbau der Havel für Großmotorgüterschiffe und die Wiedergeburt des Stadtschlosses. Die Projekte greifen auf verschiedene Weise in den Umgebungsschutz der weltbekannten Schlösser- und Gärtenlandschaft von Potsdam- Sanssouci und Berlin-Wannsee ein. dpa

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