: BMW mit Wuppertaler Klima
Autokonzern zahlt für Forschung beim deutschen Aushängeschild der nachhaltigen Entwicklung – aber nicht ungeliebter Verkehrsabteilung ■ Aus München Felix Berth
Nach dem Ökoinstitut, das neuerdings mit dem Chemiekonzern Hoechst zusammenarbeitet (taz vom 16. August), hat auch BMW einen Gesprächspartner aus der Umweltszene engagiert: das Wuppertal-Institut für Klima, Umwelt, Energie, das von Ernst-Ulrich von Weizsäcker geleitet wird und mit seiner Expertise über das „nachhaltige Deutschland“ von sich reden machte.
Eine Vorstudie für 100.000 Mark haben die Wuppertaler bereits in der Münchner Konzernzentrale abgeliefert. Die jetzt beginnende Hauptuntersuchung, die etwa zwei Jahre dauern wird, läßt sich BMW über eine Million Mark kosten. Dabei geht es um die Frage, welche Art der Stromerzeugung besonders ressourcenschonend ist. Verglichen werden zwei Kraftwerkstypen: ein herkömmliches und ein Solarkraftwerk.
Für die Autoproduktion lassen sich die Ergebnisse nicht direkt nutzen. Doch das sei auch nicht das Ziel, so Detlef Frank von der BMW-Umweltabteilung: „Wir wollen wissen, wie aussagekräftig ein solcher Vergleich der Ressourcenintensitäten überhaupt ist.“ Langfristig könnten derartige Vergleiche dann in anderen Gebieten versucht werden, etwa um zu prüfen, ob ein Wasserstoffantrieb oder ein Elektroantrieb unterm Strich weniger Ressourcen verbraucht.
Trotzdem steckt hinter dem Projekt mehr als schlichtes wissenschaftliches Interesse. Denn BMW muß sich darauf einstellen, daß auf Teilen des US-amerikanischen Marktes in wenigen Jahren auch sogenannte „Null-Emissions-Autos“ angeboten werden müssen. Dabei ist klar, daß sich keine BMW-Limousine mit Batterien und einem Elektromotor betreiben läßt, weil die schweren Luxuswagen aus München damit nur lahm vorwärtskämen. Deshalb forscht BMW schon seit einigen Jahren mit Wasserstoff als Energieträger. Damit ließe sich ein „Null-Emissions-BMW“ für den US-Markt antreiben. Der Wasserstoff für solche Autos könnte aus Solarkraftwerken stammen. Genau diese Kraftwerkstypen soll jetzt das Forschungsinstitut genauer untersuchen.
Beim Wuppertal-Institut gab es wenig Bedenken, ob man mit einem Autohersteller wie BMW überhaupt zusammenarbeiten dürfte: „Wenn wir etwas ändern wollen, müssen wir es mit der Industrie machen“, so der Projektleiter Harry Lehmann. Käuflich sei ein Institut deshalb noch lange nicht.
Der Autohersteller mußte sich schon ein wenig überwinden, um mit den Wuppertalern zusammenzuarbeiten. Man habe intern länger debattiert, ob die Zusammenarbeit erwünscht und sinnvoll sei und etliche „Papiere hin- und hergeschickt“, so Detlef Frank. Außerdem war von vornherein klar, daß man nicht mit dem Wuppertaler Autokritiker Karl-Otto Schallaböck zusammenarbeiten würde, obwohl der die Verkehrsabteilung des Instituts leitet: „Wenn das Institut nur aus Herrn Schallaböck bestehen würde, könnten wir keinen Vertrag machen“, sagte Frank.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen