: Wer soll sich das alles ansehen?
■ Kinoplanung in Altona und Bahrenfeld: Gaswerk im Streit um Standorte gefährdet
Wenn es nach dem Willen der Investoren geht, wird ganz Altona demnächst in der ersten Reihe sitzen und ohne Ende Filme gucken. Allerdings nicht im Fernsehen, sondern im Kino: Neben dem geplanten Ausbau der Zeise-Kinos in Ottensen (taz berichtete) sind mindestens vier weitere Standorte für Großkinos im Bezirk Altona im Gespräch.
Und zwar – sehr vage – erstens im Bereich der Großen Bergstraße, zweitens gegenüber der Endo-Klinik am Nobistor, drittens auf dem Gelände der ehemaligen Margarine-Union am Friesenweg und viertens – konkreter – auf dem Gaswerk-Gelände, wo auch das neue Ortszentrum von Bahrenfeld entstehen soll.
Vergangene Woche wurde es den örtlichen Politikern im Stadtplanungsausschuß zu bunt. Zwei bereits im Sommer von den Investoren eingereichte Bau-Vorbescheidsanträge für Kinos mit jeweils rund 2600 Sitzplätzen (Margarine-Union, Gaswerk) wurden bis Dezember vorläufig und einstimmig zurückgestellt. Zur offiziellen Begründung hieß es, die „nötige Bebauungsplanreife“ sei noch nicht erreicht, um über die Anträge befinden zu können.
Doch hinter den Kulissen rauft man sich bereits die Haare, wie die widerstreitenden Interessen wohl unter einen Hut zu bekommen und der Schaden möglichst gering zu halten seien. Die Gaswerk-Investoren Hollmann, Peters und Vogler möchten Säle für 2600 Kinobesucher im Herzen des künftigen Ortszentrums von Bahrenfeld bauen. Ohne diesen „Magnet“, so glauben sie, ließen sich keine potentiellen Gewerbe-Mieter für die alten Hallen anlocken. Was wiederum zur Folge hätte, daß die schützenswerten Fabrikhallen möglicherweise angesichts finanzieller Notlage nicht instand gesetzt werden könnten. Den Verfall der Backstein-Bauten aber will im Bezirk niemand.
Und deshalb ist man geneigt, Bahrenfeld als Kinostandort – absehbare Verkehrsprobleme in den engen Nachbarstraßen hin oder her – zu genehmigen. Gleichzeitig aber hat Investor Garbe ein ebenso großes Kino samt Medienzentrum auf dem Gelände der Margarine-Union beantragt, das – wegen des gleichen, rein kommerziellen Anspruchs – in räumlicher wie konzeptioneller Konkurrenz zur Gaswerk-Kino-Idee steht. Verkehrstechnisch läge das Gelände außerdem günstiger. Erhält Garbe die Baugenehmigung vor den Gaswerk-Investoren oder findet er schneller einen Kinobetreiber (im Gespräch ist UCI), sind Hollmann, Peters und Vogler aus dem Rennen. Damit wäre aber auch, auch darüber sind sich das Altonaer Bauamt wie die Stadtplanungspolitiker einig, der Erhalt der alten Gaswerk-Hallen in Frage gestellt.
Und so ist man froh, in der drängenden Kinostandortfrage wenigstens bis Dezember Bedenkzeit zu haben. Nur: Woher die vielen KinozuschauerInnen eigentlich kommen sollen, hat sich noch niemand überlegt. Heike Haarhoff
Heute um 19.30 Uhr starten OttenserInnen die Aktion „Packen wir–s ein: Verhüllt Ottensen, verhindert Verkehr, keine Großprojekte mehr“, Friedensallee, Eingang Zeisehalle
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