: Negativrekord am Arbeitsmarkt
■ Geringere Herbstbelebung als sonst: Arbeitslosenzahl sinkt nur um 53.000. Das Lehrstellenproblem wird größer
Nürnberg (dpa/taz) – Die nur schwache Herbstbelebung auf dem Arbeitsmarkt im September läßt kaum noch Hoffnung auf ein absehbares Ende der Negativrekorde. „Ein spürbarer Wandel zum Besseren ist auch in den nächsten Monaten nicht in Sicht“, sagte der Präsident der Nürnberger Bundesanstalt für Arbeit, Bernhard Jagoda, am Dienstag bei der Vorlage der jüngsten Arbeitsmarktzahlen. Im September ging die Zahl der Erwerbslosen um 53.200 auf 3,85 Millionen zurück. Die Arbeitslosenquote sank gegenüber August von 10,2 auf 10,1 Prozent. „Das ist nicht üppig, sondern sehr verhalten“, erläuterte Jagoda. Im Vergleich zum Vorjahr waren 327.000 Arbeitslose mehr gemeldet. Saisonbereinigt – also ohne den günstigen Einfluß äußerer Faktoren wie dem Ende der Sommerferien – habe sich die Arbeitslosigkeit im September sogar um 40.000 erhöht.
Die aktuellen Probleme auf dem Lehrstellenmarkt sind nach Aussage von Bernhard Jagoda „erst die Spitze eines Eisberges“. Für die geburtenstarken Jahrgänge würden in den nächsten Jahren rund 100.000 zusätzliche Lehrstellen benötigt, um alle Jugendlichen unterzubringen, sagte Jagoda. Vier Wochen nach Beginn des neuen Ausbildungsjahres waren zum gesetzlichen Stichtag 30. September bundesweit noch immer 38.500 Jugendliche von Arbeitsämtern nicht vermittelt worden. Für sie gab es ein Angebot von 34.900 offenen Stellen. Jagoda wie Bildungsminister Rüttgers (CDU) versicherten, daß die Bemühungen fortgesetzt würden, bis zum Jahresende alle Bewerber zu vermitteln.
Insgesamt hatten sich bis zum 30. September bei den Arbeitsämtern 716.550 Jugendliche um eine Lehrstelle beworben. Dies sind 46.475 oder 6,9 Prozent mehr als im Vorjahr. Das Lehrstellenangebot der Wirtschaft sank dagegen um 24.100 Plätze (minus 3,8 Prozent) auf 608.840. Auf einen unvermittelten Bewerber kamen Ende September nach der Statistik 0,91 offene Ausbildungsplätze. 1995 waren dies noch 1,78 Prozent. Mit der Lehrstellenbilanz 96 wurde damit seit den Ausbildungsplatzproblemen Anfang der 80er Jahre das schlechteste Ergebnis vorgelegt.
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