Schlachtet den Landwirtschaftsminister!

■ Wütende Proteste der Bauern begleiten den Parteitag der Konservativen

„Also als erstes“, hebt der Farmer im Filzhut an und grinst freundlich, „erschießen wir alle Deutschen, die wir finden können. Die sind nämlich schuld.“ Der Farmer aus der Grafschaft Devon steht zusammen mit seiner Frau vor dem Konferenzzentrum in Bournemouth. Drinnen tagt die regierende konservative Regierungspartei. Draußen stehen mehrere hundert aufgebrachte Bauern. Dazwischen halten große Trauben von Polizisten die Straße frei.

Kontakt gibt es nicht. „Kein einziger von denen ist rausgekommen, um mit uns zu sprechen“, beschwert sich ein Demonstrant. Vermutlich haben die Tories sich ferngehalten, als sie die Transparente sahen: Zur sofortigen Schlachtung des Agrarministers Douglas Hogg wird da aufgerufen, zum Rückzug aus der EU, und BSE steht für „Britain has Sacrificed Enough“ oder „Bugger Silly Europeans“. „Wir brauchen ein Importverbot für ausländisches Rindfleisch“, meint ein älterer Mann.

Eine andere Gruppe hat sich auf den Weg zum örtlichen McDonald's gemacht. Die Hamburgerkette gilt als Feind, weil sie kein Beef von der Insel mehr verwendet, seit im März die britische Regierung einen Zusammenhang zwischen der Rinderseuche und der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit beim Menschen nicht mehr ausschließen konnte und damit einen weltweiten Boykott auslöste.

Die britischen Rinderzüchter haben sich davon noch nicht erholt. Ärger bereitet ihnen vor allem die Regierung, die erst vor wenigen Wochen das Schlachtprogramm der EU aufkündigte. Für die Bauern gibt es nur zwei Optionen: Entweder machen, was die EU sagt und die Schlachtung durchziehen – oder die EU verlassen.

Der Geldbeutel gebot bisher den ersten Part: Ein Teil des Schlachtprogramms besteht darin, alle Rinder aus dem Verkehr zu ziehen, wenn sie 30 Monate alt sind. Dafür gibt es Entschädigung. In der Praxis geht das so: Der Bauer muß Beziehungen haben, um einen Schlachthof zu finden, der seine Tiere annimmt. Bis dahin stehen die Rinder im Stall und kosten Geld. Er kann sie auch auf dem Viehmarkt verkaufen, aber das bringt Verluste. Letzte Woche gab die Regierung zu, daß mehr als 450.000 schlachtreife Rinder noch in den Höfen stehen.

Jetzt sollen die Schlachtkapazitäten vergrößert werden – und die Entschädigung schrumpft zum Ärger der Bauern von 83 auf 75 Pence pro Kilo. Die Wut wächst, je weniger sich das Schlachten lohnt. Ein örtlicher Abgeordneter befürchtet, daß bis zu acht Tory-Wahlkreise allein im Südwesten Englands verlorengehen, wenn die Bauern bei der nächsten Wahl aus Protest zu Hause bleiben. Dem Farmer im Filzhut ist das egal. „Wir werden überleben“, lacht er. „Länger jedenfalls als diese Regierung.“