: Banker: „Im Ernstfall Streik!“
■ Entgeltfortzahlung bei Krankheit entzweit gesamte Branche
Im Bankgewerbe stehen die Zeichen auf Sturm. Am Mittwoch hat die Tarifkommission der Deutschen Angestelltengewerkschaft (DAG) die Urabstimmung freigegeben - Hauptvoraussetzung für den Arbeitskampf. In Bremen liegen bereits seit gestern erste Unterschriftenlisten in den Banken, die im Krankheitsfall nur noch 80 Prozent des Entgeltes zahlen, aus. Dazu Hartmut Frensel, DAG-Chef Bremen: „Das ist unsere erste Warnung. Im Ernstfall streiken wir.“
Eine Prognose, die nicht von der Hand zu weisen ist. Erika Kante, stellvertretende Betriebsratsvorsitzende der Bremer Bank: „Die Mitarbeiter bei uns sind stinksauer. Ich kann mir sehr gut vorstellen, daß die Angestellten für einen Streik votieren.“ Ähnlich angespannt ist die Stimmung bei anderen Geldinstituten. So zahlen u.a. auch die Deutsche Bank, die Dresdener Bank oder die Commerzbank nur 80 Prozent. Grund: „Wir halten uns lediglich an den Tarifvertrag“, konstatiert Ronald Weichert, Sprecher der Deutschen Bank. Dies bestätigt auch Klaus Dutti, Hauptgeschäftsführer des Arbeitgeberverbandes des privaten Bankgewerbes. Der Vertrag richte sich nach der bundeseinheitlichen Gesetzgebung. Und die sähe 80 Prozent vor.
Nach Duttis Meinung wäre ein Streik zudem illegal. „Da wir den Tarifvertrag nicht verletzen, gilt Friedenspflicht.“ Frensel kommentiert das als „ausgemachten Unsinn“. Abgesehen davon, stünden der Gewerkschaft vor einem Streik noch „ein ganzer Blumenstrauß anderer Maßnahmen“ zur Verfügung. Was, dazu wollte er sich nicht äußern. „Ich werde den Bankmanagern nicht unsere Strategie auf dem Silbertablett servieren.“
Bevor es jedoch zum Ernstfall kommt, treffen sich die Bremer Streithähne Anfang kommender Woche. Dann soll versucht werden, eine einvernehmliche Lösung zu finden. Erika Kante von der Bremer Bank: „Ich hoffe, daß die Arbeitgeber dort positive Akzente zu unseren Gunsten setzen.“
Übrigens haben sich nicht alle Banken der Entgeltkürzung im Krankheitsfall angeschlossen. So zahlen etwa die Bremer Landesbank, die Bremer Volksbank oder die hiesige Sparkasse nach wie vor den vollen Salär. Hans Halves, Personalchef der Sparkasse, meint dazu: „Wir wollten nicht vorpre-schen. Unser Institut wartet die zukünftige tarifliche Entwicklung ab. Dann werden wir reagieren.“
Peter Bus, Betriebsratsvorsitzender der Sparkasse, nimmt dies mit Vorbehalt zur Kenntnis: „Das Direktorium handelt schlichtweg aus rein rationalen Gründen. Je nachdem, wie der Streit jetzt ausgeht, werden die Entgelte rückwirkend zum 1. Oktober gekürzt.“ Damit würde die Sparkasse zweifelsohne ihre Mitarbeiter gegen sich aufbringen, warnt Bus. Jeti
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen