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Eine unendliche Geschichte

■ Siebenjähriger Rechtsstreit um illegale Pelzimporte

Sieben Jahre Rechtsstreit und kein Ende. Dabei ist die Geschichte schnell erzählt: Die Aktionsgemeinschaft Artenschutz (AGA) verdächtigt im Herbst 1988 den Hamburger Pelzhändler F., illegal mit Wildkatzenfellen und -häuten aus Bolivien gehandelt zu haben und erstattet Strafanzeige. Der Vorwurf wird öffentlich, die Pelzfirma klagt.

Landgericht Hamburg (LG) und das Hanseatische Oberlandesgericht (OLG) bestätigen übereinstimmend: Die AGA darf ihre Behauptungen nicht öffentlich wiederholen. Ein Fall für den Bundesgerichtshof, meinen die empörten Artenschützer. Und der befindet im November 1992: Das OLG muß das Verfahren neu aufrollen, weil es auf einen wichtigen Zeugen verzichtet hat. Dieser – der 38jährige Biologe Andrzy Szwagrzak aus Bolivien – folgte gestern der Weisung aus Karlsruhe, um vor dem 3. Zivilsenat des OLG auszusagen.

Szwagrzak, zur Zeit der umstrittenen Pelzlieferungen wissenschaftlicher Koordinator und Generalsekretär einer bolivianischen Naturschutzorganisation und seit 1993 unabhängiger internationaler Berater für Fragen des Umweltschutzes, arbeitet eng mit der bolivianischen Regierung zusammen. Gestern bestätigte er, was VertreterInnen der AGA schon seit langem behaupten.

Die Regierung seines Landes habe bereits 1987, als die ersten illegalen Exporte von Pelzen und Tierhäuten nach Deutschland bekannt wurden, mehrfach Kontakt zur deutschen Botschaft aufgenommen. Wiederholt wurde versucht, die mit gefälschten Papieren exportierten Häute aus dem Hamburger Freihafen zurückzuholen. Der Hamburger Händler F. sei als Importeur bekannt gewesen.

Auch erinnert sich der Biologe, daß ein damaliger Berater des bolivianischen Landwirtschaftsministers den Namen der Firma im Zusammenhang mit der verbotenen Ausfuhr der kostbaren Wildkatzenfelle erwähnte.

Klar ist seit gestern: Der Verdacht der AGA stützt sich auf fundierte Recherchen deutscher und bolivianischer Behörden. Bis zum 22. Juni sollen sich die Streitenden hierzu äußern. Dann wird der Prozeß fortgesetzt. Dauer unbestimmt. AGA-Vorstandsmitglied Edmund Haferbeck stellt sich vorsorglich „auf eine zehnjährige Geschichte ein.“ hh

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