Lehrer sollen nach Bremerhaven

■ Kahrs befolgt Koalitionsbeschluß / Gymnasial-Reform fraglich

Bremerhavens LehrerInnen sollen zum 1. Januar 1997 in den Landesdienst Bremens überführt werden. Dieses Datum visiert Bildungssenatorin Bingfriede Kahrs an, um einen entsprechenden Beschluß des Koalitionsausschusses umzusetzen. Damit soll die komplette Führungsebene der kommunal verwalteten LehrerInnen in der Seestadt eingespart werden.

Den gesammelten Bremerhavener Protest wollen die Koalitionäre dabei übergehen. Die Stadtverordnetenversammlung hatte sich einstimmig dagegen gestellt. „Wir sind momentan wesentlich flexibler, da die Entscheidungsebene vor Ort sitzt. Wenn das alles von Bremen aus gemanagt wird, sehe ich Probleme auf uns zu kommen“, schimpft Bremerhavens Oberbürgermeister Manfred Richter. Er bezweifelt die Spareffekte.

Auch die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) ist gegen das neue Konstrukt. Sprecher Jan Bücking fürchtet, daß künftig vermehrt LehrerInnen zwischen den Städten versetzt werden. Er räumt jedoch ein, daß sich „Spareffekte ergeben werden“. Zudem hofft die GEW, die Unterversorgung Bremerhavens mit LandeslehrerInnen beheben zu können. Darin sieht auch die Bremer CDU einen Vorteil der neuen Regelung.

Wenig begeistert ist die Bildungssenatorin von dem anderen Beschluß des Koalitionsausschusses, nach dem sie per Modellversuch die Verkürzung der Schulzeit an Gymnasien auf zwölf Jahre erproben soll. Die CDU erhofft sich davon ebenfalls Spareffekte. „Außerdem haben deutsche Schulabgänger im Vergleich zu anderen europäischen Ländern erhebliche Nachteile durch ihr hohes Alter. Das muß sich ändern“, fordert CDU-Sprecher Guido Niermann.

Das allerdings bewertet Bildungssenatorin Kahrs sehr kritisch. Sie hält den Versuch aus inhaltlichen und pädagogischen Gründen für falsch. Er spare keine Mark und keine Lehrstunden. „Im Gegenteil - das Modell wird erst einmal Entwicklungsaufwand, -zeit und Kosten verursachen. Zudem habe die Kultusministerkonferenz festgelegt, daß 265 Unterrichtswochenstunden ab Klasse Fünf bis zum Abitur Pflicht sind. Das bedeute bei einer Schulzeit von zwölf Jahren 34 Unterrichtsstunden pro Woche: „Das ist zuviel.“ Kahrs weiter: „Im übrigen weise ich erneut auf die Ergebnisse der Kultusministerkonferenz und des Internationalen Pädagogischen Instituts hin, die die Unterrichtszeit in Deutschland im internationalen Vergleich bis zum Abitur nicht als zu lang, sondern als unterdurchschnittlich bewerten.“

Die Senatorin kommt möglicherweise auf billige Weise an dem beschlossenen Modellversuch vorbei: Es findet sich kein Gymnasium, das für den Modellversuch zur Verfügung steht. Jeti