„Viel Mobilitätsbedarf“

■ Vielfahrer steigen bei StadtAuto aus Kostengründen aus / Die Care-Sharer gehen auf Kundenfang

Die Bremer StadtAuto Initiative nimmt jetzt die VielfahrerInnen ins Visier. Denn die stehen bei StadtAuto ganz oben auf der Ausstei-gerliste, „weil es für sie oft zu teuer ist“, erklärt StadtAuto Chef Joachim Schwarz. Gemeinsam mit StattAuto Hamburg brütete er jetzt einen norddeutschen Car-Sharer Verbund aus – für „Menschen mit hohem Mobilitätsbedarf“. In acht norddeutschen Städten sollen Mitglieder jetzt problemlos ein StadtAuto nutzen können, zu einem billigen Sondertarif.

Seit sechs Jahren bietet StadtAuto das Car-Sharing an. Am Anfang machten rund 20 NutzerInnen mit. Heute ist der Pool auf insgesamt 956 Mitglieder angewachsen, die sich 53 Fahrzeuge auf 32 Stationen im Stadtgebiet teilen. Doch die fahren bisher nicht mehr als 5.000 Kilometer StadtAuto pro Jahr. „Wer mehr fahren muß, ist meist ausgestiegen oder gar nicht erst eingetreten“, erklärt Schwarz. Als Gründe hat er dafür zu hohe Kosten ausgemacht: Die „subjektive Hemmschwelle“ liege laut Schwarz bei 400 Mark StadtAuto-Gebühr im Monat. „Ab dieser Grenze liebäugeln viele doch wieder mit einem eigenen Auto“ – obwohl StadtAuto das doch vermeiden wolle. Ein Drittel der Aussteiger reichte deshalb die Kündigung ein.

Wer bis zu 10.000 Kilometer jährlich über Asphaltpisten brettern will, soll nun im Verbund zwischen Bremerhaven und Hamburg zum einheitlichen Billigtarif fahren. Zwar steigt für die mobilen Fahrer die monatliche Grundgebühr von 20 auf 60 Mark. Doch die Wagennutzung wird rund 17 Prozent billiger.

Mit ökologischen Argumenten verteidigt Bernd Kremer von StattAuto Hamburg die neue Vielfahrer-Idee: „Wenn wir diese Zielgruppe ansprechen, sind das ja auch die, die am meisten Autoverkehr verursachen“. Als Beispiel nennt Kremer den Berufspendler, der sich bisher nach Hamburg über die Autobahn quälte. Der könne sich sich nun „ganz bequem in den Zug setzen“ und dann mit einem StadtAuto weiter düsen.

Car-Sharer wollen also nicht nur günstig, sie wollen auch bequem mobil sein. Deshalb setzt StadtAuto auf Kooperation mit der Deutschen Bahn AG, der BSAG und Hansa-Taxi. Wer StadtAuto Nutzer ist, darf telefonisch Zugtickets reservieren und bargeldlos mit der „Move-Card“ Taxifahren. „Diese Art von Mobilität muß mehr in die Köpfe der Allgemeinheit gehen“, fordert Bernd Kotte, Leiter des Bremer Reisezentrum der Deutschen Bahn. Bremens StadtAuto Initiative nimmt sich dieses Plädoyer zu Herzen und geht ab 19. Oktober mit einem Infomobil auf Kundenfang – pünktlich zu den europaweiten Car-Sharing-Aktionstagen. Rund 200 neue VielnutzerInnen will Schwarz dazugewinnen – um alte Kundenverluste auszumerzen. kat