: Hennemann blieb Staatsdiener
■ Ausschußmitglieder empört über Dienstvertrag
Die Erkenntnis, daß Friedrich Hennemann offenbar auch als Vulkan Vorstandsvorsitzender Bremens Staatsdiener blieb, sorgte gestern im Untersuchungsausschuß für erheblichen Wirbel (siehe Seite 2). „Mit den jetzt bekanntgewordenen vertraglichen Beziehungen scheint sich auf fatale Weise der Eindruck zu bestätigen, als habe ein bremischer Staatsangestellter an der Spitze des Vulkan gestanden“, empörte sich SPD-Obmann Jens Böhrnsen. „Das wäre insbesondere etwa im Hinblick auf die Gewährung staatlicher Hilfen eine nicht akzeptable Verquickung von staatlicher und privatwirtschaftlicher Sphäre“, sagte er weiter und äußerte den Verdacht, daß sich die Stadt Bremen „mit Hilfe des Personalüberlassungsvertrages einerseits im besonderen Maße ihre Eigentümerinteressen sichern wollte, und sie sich andererseits maßgebliche Einflußnahme im Interesse des Erhalts von hochgefährdeten Arbeitsplätzen versprochen hat.“
Für den ersten Zeugen Eckart Knoth wirkte diese Enthüllung „wie ein Schlag in die Magengrube“. „Ich habe ja nie gewußt, warum Hennemann so gehandelt hat. Jetzt wird mir einiges klarer. Der hat ja alle Rückendeckung gehabt.“ Knoth war 1984 in den Vorstand des Bremer Vulkans berufen worden. 1987 wurde er Hennemanns Stellvertreter. Nach Querelen mit dem Vulkan-Chef verließ er 1989 den Konzern auf eigenen Wunsch. „Das war kein Arbeiten mehr“, sagte er. Sämtliche Ideen für Neuerungen seien „von oben abgeblockt“ worden. Seine Versuche, für den Vulkan mehr Aufträge für Passagierschiffe denn für Containerschiffe zu akquirieren, habe Hennemann torpediert. Außerdem sei es ihm (Knoth) nicht gelungen, den Beschäftigten „die positive Einstellung zu vermitteln, daß man für sein Geld auch arbeiten muß“, klagte Knoth. Von 7,5 Stunden seien vielleicht sechs oder 6,5 Stunden effektive Arbeitszeit übriggeblieben. Im Vergleich zur anderen Werften sei die Produktivität beim Vulkan fünf bis zehn Prozent schlechter gewesen. Verbesse-rungsvorschläge habe Hennemann stets mit der Bemerkung: „Nun bring hier mal keine Unruhe rein“ abgelehnt. Immer wieder hätte der Vulkan-Chef ihn mit: „Reg' dich mal nicht so auf, ich mach das schon“ zurückgepfiffen. Tatsächlich habe es Hennemann immer wieder geschafft, Finanzmittel vom Land zu beschaffen. Nach Knoths Einschätzung lag das nicht zuletzt an dem kurzen Draht, der Hennemann mit dem Rathaus verband. In diesem Zusammenhang erwähnte er den ehemaligen Finanzsenator Claus Grobecker (SPD). Doch auch die Gewerkschaftsvertreter hätten massiven Einfluß genommen. „Da hat der Kalli (Karl-Heinz Schönberger, Gesamtbetriebsratsvorsitzender) den Friedrich (Hennemann) angerufen, und der hat denn den Eckart (Knoth) zusammengefaltet.“ kes
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