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Gesundheitskurse sind gefragt

■ Am nächsten Wochenende finden die Gesundheitstage der Berliner Volkshochschulen statt – Natürliches liegt im Trend

Noch keine Tradition, aber auch keine Premiere mehr. Zum zweiten Mal veranstalten die Berliner Volkshochschulen (VHS) ihre Gesundheitstage. Gemeinsam mit der Ärztekammer wollen sie vom 25. bis 27. Oktober einen Einblick geben in die Programme, mit denen man sich gesundheitlich weiterentwickeln kann. Auch diesmal finden die Veranstaltungen in der Volkshochschule Schöneberg, Barbarossastraße 4, statt. Vor drei Jahren kamen insgesamt 2.000 BesucherInnen.

Keine Gesundheitserziehung, sondern Gesundheitsbildung soll es sein, „weil Gesundheit anderen nicht beigebracht werden kann“, wie die Pädagogische Arbeitsstelle des Deutschen Volkshochschul- Verbandes weiß. Gesundheitsbildung „versteht Gesundheit und Krankheit in fließenden Übergängen als prozeßhaftes, zum Leben gehörendes Geschehen und grenzt Krankheit und Kranke nicht aus.“ Gemäß den Zielsetzungen der World Health Organization (WHO) sollen die Menschen selbstbestimmt mit Körper und Seele umgehen lernen.

Das haben in den letzten Jahren viele getan. 1994 hatte die Gesundheitsbildung das größte Wachstum bei den Unterrichtsstunden, die von den Volkshochschulen angeboten wurden. Bundesweit steht Gesundheit nun an zweiter Stelle der Volkshochschulthemen, nur Fremdsprachen sind noch begehrter. In Ostdeutschland, wo Gesundheit bislang nur den vierten Rang einnimmt, wuchs der Bereich 1994 gar um mehr als 40 Prozent.

Von populären Fitneß- und Körperkult-Ideologien grenzen sich die Veranstalter der Berliner Gesundheitstage deutlich ab. Bei den 80 Vorträgen, Workshops und Probekursen liegen die Schwerpunkte folglich in den Bereichen „Entspannung, Meditation, Massage“, „Körperbewußtsein und Bewegung“ und „Alternative Heilverfahren“. Asiatische Methoden wie Tai Chi, Yoga und Shiatsu stehen dabei besonders hoch im Kurs.

Alternative Heilverfahren sind in Berlin seit Jahren ein „prosperierender Bereich“, berichtet Frank Kerkhoff, Fachbereichsleiter an der Neuköllner Volkshochschule. Er hat in einer Arbeitsgruppe die diesjährigen Gesundheitstage vorbereitet.

In Berlin gehört jeder siebte VHS-Kurs zum Gesundheitsbereich, während es bundesweit über ein Fünftel ist. Kerkhoff vermutet, daß der starke Wettbewerb in Berlin eine Ursache ist. „Auf dem freien Markt gibt es ein riesiges Angebot.“ Aber: „Wir sind noch konkurrenzlos preiswert.“ Das könnte sich durch die leidigen Sparmaßnahmen allerdings ändern.

Auch nachdem die festen Gebühren durch ein neues System von Bandbreiten ersetzt wurden, sind die Kurse im Osten Berlins grundsätzlich noch billiger. Kerkhoff weiß auch, daß schon manche WestberlinerInnen deshalb in den Ostteil ausweichen.

Stärkere Absprache zwischen den nach Bezirken geordneten Schulen könnte an Bedeutung gewinnen. Wie es jetzt schon bei den Sprachkursen gehandhabt wird, könnten auch im Gesundheitsbereich parallele Angebote abgebaut werden. Dabei würde jedoch nicht in jedem Bezirk die Angebotspalette so groß bleiben wie bisher.

Während andere VHS-Kurse sich über einen längeren Zeitraum erstrecken, sind die Gesundheitsangebote oftmals zu Blockveranstaltungen zusammengefaßt. „Wir haben einen hohen Bedarf an Wochenendseminaren“, erklärt Kerkhoff. „Die Leute wollen Kompaktangebote.“ Wegen der Gruppendynamik sei das auch sehr ergiebig. Und nach dem Abschluß des Kurses ist sowieso nicht wirklich Schluß, betont er: „Ein Kurs kann nur eine Anregung auf dem eigenen Weg zur Gesundheit sein.“

Vor der eigentlichen Eröffnung am Freitag um 17 Uhr können Interessierte und Fachpublikum schon ab 13 Uhr eine Kontakt- und Informationsbörse besuchen. Das gesamte Programm ist kostenlos. Allerdings muß man für die einzelnen Veranstaltungen, Eröffnung und Abschluß ausgenommen, 30 Minuten vorher Karten holen. Reservierung und Vorverkauf sind leider nicht möglich.

Und wer nicht ausschließlich den Vorträgen lauschen möchte, sollte bequeme Kleidung und eine Decke nicht vergessen. Matthias Fink

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