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Gibt es Bedarf für den Transrapid?

■ Auf dem Transrapid-Erörterungstermin blieb die Planungsgesellschaft viele Antworten schuldig

Potsdam (taz) – Der Mann eilt zum Mikrofon, wirkt gehetzt. „Ich bin von der Deutschen Bahn AG, Bereich Schwerin.“ Er will etwas klarstellen. „Die DB AG könnte für ein Zehntel der Summe, die für den Transrapid ausgegeben wird, fast die gleiche Reisezeit erreichen.“ Für einen Moment verliert der Chef der Magnetbahn-Planungsgesellschaft Fechner oben auf dem Podium seinen jovialen Ton. „Für wen sprechen Sie?“ – „Wir haben eine Arbeitsgruppe mit der DB AG. Wir haben da Lösungen erreicht, die wirklich attraktiv sind.“

Gestern mußte sich die Magnetbahn-Planungsgesellschaft den Fragen von etwa 150 VertreterInnen von Brandenburger Umweltschutzverbänden, Gemeinden und anderen Interessengruppen stellen. Im Rahmen des Raumordnungsverfahrens, das Ende Januar abgeschlossen werden soll, hatte das Potsdamer Umweltministerium zum Erörterungstermin geladen. PrivateinwenderInnen mußten allerdings draußen bleiben, obwohl der Saal nicht einmal zu einem Drittel gefüllt war.

Unzufrieden waren die KritikerInnen mit den Ausführungen der Transrapid-Gesellschaft zum Bedarf des neuen Verkehrsmittels. Es gebe ein entsprechendes Gesetz, hieß es immer wieder. „Und wir wollen alles ganz konsequent so machen, wie es in Gesetzen und Richtlinien vorgesehen ist“, versicherte Fechner. Daß die 17 Millionen erwarteten Fahrgäste fast eine Versechsfachung der Menge darstellen, die heute mit Bahn, Auto oder Flugzeug zwischen Berlin und Hamburg unterwegs ist, erläuterten die Transrapid-Vertreter nicht. Man aktualisiere die Daten ständig – aber zur Zeit lägen eben nur die Ausgangsdaten des Bundesverkehrswegeplans von 1992 vor.

Auf ihre Frage, warum die Nullvariante nicht geprüft werde, bekam die Vertretern des Naturschutzbundes, Kati Hielscher, keine Antwort. So wirkten der Hinweis auf Beachtung von Insekten und Fledermäuse in den Untersuchungen fast hilflos. „Wir werden selbstverständlich auch Ihre Hinweise von heute beachten. Wir sind dankbar dafür“, versicherte die für Landschaftsfragen zuständige Transrapid-Expertin Martina Schimmelmann.

Doch darauf wollen sich viele UmweltschützerInnen lieber nicht verlassen. „Seit Samstag gibt es eine Volksinitiative in Brandenburg. Unser Ziel ist ein Volksbegehren und gegebenenfalls ein Volksentscheid“, sagt Heinz-Herwig Mascher von der grünen Liga. Annette Jensen

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