: Schleuser geschnappt
■ Schlepper soll 90.000 Kurden illegal nach Deutschland gebracht haben
Bad Reichenhall / Baden-Baden (AP) – Die Polizei hat jetzt einem mit internationalem Haftbefehl gesuchten Menschenschmuggler das Handwerk gelegt. Nach mehr als sechs Jahren Fahndung in mehreren europäschen Ländern wurde er in Kroatien gefaßt. Der Mann, der türkischer Staatsbürger ist, soll mindestens 90.000 Kurden illegal nach Deutschland gebracht haben, wie die Grenzpolizei in Bad Reichenhall berichtete. Der bereits Mitte September verhaftete Schleuser gilt als „einer der größten Menschenhändler, die je auf deutschem Boden operiert haben“, sagte Polizeisprecher Wilhelm Bertlein.
Der internationale Haftbefehl der Staatsanwaltschaft Baden-Baden lautet den Angaben zufolge auf banden- und gewerbsmäßige Einschleusung von Ausländern in mehreren Fällen. Die Behörde beantragte inzwischen die Auslieferung des Mannes, der derzeit noch in kroatischer Untersuchungshaft sitzt. Der Beschuldigte müsse bei einem Prozeß in Deutschland mit einer Haftstrafe von bis zu zehn Jahren rechnen, so Polizeisprecher Bertlein.
Der mutmaßliche Menschenschmuggler soll den Angaben zufolge von 1988 bis 1990 mit gefälschten deutschen Visa wöchentlich rund 250 Kurden aus der Türkei mit Reisebussen über die deutsch-österreichische Grenze bei Bad Reichenhall und Passau gebracht haben. Gleichzeitig schmuggelte seine Bande vermutlich pro Woche 300 weitere Kurden auf dem Luftweg über die rumänische Hauptstadt Bukarest ins Bundesgebiet. Diese Taten, die von der Bad Reichenhaller Grenzpolizei ermittelt wurden, sind nach Auskunft von Bertlein inzwischen allerdings schon verjährt.
Der Schleuser soll den Menschenschmuggel der vergangenen Jahre nach Polizeiauskunft mit Hilfe von rund 500 Bandenmitgliedern organisiert haben. Daneben habe er sich mehrerer Busunternehmer bedient, die bei seinem Istanbuler Reisebüro unter Vertrag gestanden hätten.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen