■ Querspalte: Schumis schludrige Schüler
In der beschaulichen Dorfhistorie von Grümplitz an der Unterwurche, gleich beim Abzweig Niederschlenkersbach, ist es gestern nachmittag zum ersten Verkehrsstau gekommen. Anlaß: Mehrere FahrschülerInnen rührten sich durch die Gänge ihrer Automobile, ließen aufdröhnen, stotterten herum, würgten ab und parkten sich schließlich gegenseitig zu. Und fielen, plumps, durch die Fahrprüfung.
Grümplitz droht zum Fanal zu werden. Grund: Deutsche Fahrschüler, die Nach- Fahrer so berühmter Vorlenker wie Otto (der mit dem Motor) und Schumi (der mit den Adern voll Benzin), patzen immer häufiger beim Versuch des Führerscheinerwerbs. Dies beklagte jetzt eines der Zentralorgane der Brummbranche, auto motor und sport. Angeblich, heißt es verschwörungstheoretisch, würden die Novizen vorsätzlich untauglich vorbereitet in die Prüfungen gelockt, um ihnen hernach weitere Gebühren und extra viele Lehrstunden abzuzocken. Böse Fahrlehrermafia? Alles Lüge.
Wir kennen den Schuldigen, das Vorbild. Es ist jener tumb-grinsige Fahrschüler des letztjährigen Aral-Fernsehspots, der zum gemienten Entsetzen seines Fahrlehrers mit leerem Tank einfach an der Zapfsäule vorbeihoppelte, um den feinschmeckerischen Vergaser seines rollenden Gefährten mit dem richtigen Markengetränk zu füttern. Fatalerweise glauben seitdem Millionen Fahrschüler, sie könnten einfach machen, was sie wollen, im großen sensiblen Sozialsystem Autoverkehr. Hah! Die Zeche zahlen sie nun selbst. Vordergründig sind wir ziemlich fassungslos. Und sehen gar richtig Sinn in derart autonomem Autofahrenlernen. Später macht ja doch jede/r, was er/sie will, kaum daß ein Lenkradrund ohne Aufpasser auf dem Beifahrersitz zu befingern ist. So ist das frühe Eigenpraktikum der deutschen Fahrschülerschaft nur konsequent. Die tumbe Mischung aus Raserei, besinnungsloser Rücksichtslosigkeit und bigottem Unschuldsbewußtsein ist in der Autorepublik Deutschland eben doch ein Wert an sich. Bernd Müllender
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