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Jordanien fordert Europas Engagement in Nahost

■ Britischer Vizepräsident der EU-Komission kritisiert Jacques Chiracs Alleingang

Amman/Paris (AFP) – Der französische Präsident Jacques Chirac hat gestern vor dem jordanischen Parlament zu religiöser Toleranz aufgerufen. Die „künstlichen Grenzen“ zwischen Islam und dem Westen müßten beseitigt werden, sagte er in Amman vor den Mitgliedern beider Kammern des Parlaments. Er grüße alle Muslime, die ihren Glauben in seinen Ursprüngen lebten. Extremismus aber müsse verurteilt werden. Jordaniens König Hussein forderte die Europäer auf, eine „aktive Rolle“ im Friedensprozeß im Nahen Osten zu spielen. Diese Rolle müsse jedoch mit den Bemühungen der USA übereinstimmen, sagte er bei einem Diner zu Ehren von Chirac. Die Menschen der Region wünschten sich eine aktive Rolle der Europäer, übereinstimmend mit allen anderen Anstrengungen, den Frieden auf einer soliden Basis aufzubauen, sagte Hussein. Chirac war am Mittwoch abend in Jordanien eingetroffen, nachdem er Ramallah im Westjordanland und Gaza besucht hatte. Der französische Staatschef äußerte erneut seinen Wunsch nach einer „starken Präsenz“ Frankreichs in der Region. Er hatte vor seiner Nahostreise vorgeschlagen, die EU solle beim Friedensprozeß neben den USA die Kopatenschaft übernehmen. Dem widersprach gestern der Vizepräsident der EU- Kommission, Leon Brittan. In Paris erklärte er, die EU sei nicht einig genug, um am Friedensprozeß im Nahen Osten mitwirken zu können. Die Bedingungen für eine Mitwirkung der EU am Friedensprozeß seien „nicht erfüllt.“ Ihre Mitgliedsländer seien „nicht fähig, zusammenzuarbeiten“. Der britische Politiker rief die EU-Mitgliedsländer auf, sich „jeder unabhängigen Aktion zu enthalten“. „Wenn es uns gelingt, zusammenzuarbeiten, und wir uns jeder unabhängigen Aktion enthalten, werden wir die Fähigkeit haben, mit den USA in dieser Region zu arbeiten“, sagte er. „Ohne dies werden wir keinen Erfolg haben.“

Die EU müsse „mit den Amerikanern und nicht gegen die Amerikaner arbeiten“. Brittan warnte vor einer Konkurrenz zwischen den Europa und den USA bei der Suche nach einer Friedenslösung. „Die wirklichen Interessen zwischen Europa und den Amerikanern sind die gleichen, die Schaffung eines Friedens in diesem Teil der Welt.“Kommentar Seite 12

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