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Anklopfen und zu dritt telefonieren

■ Zwischen Aktienrummel und Lizenzvergabe ist für Otto Normalverbraucher in der nächsten Zukunft vor allem die Digitalisierung des Telefonnetzes eine spannende Sache

Ab Ende 97 ist die Telekom nicht mehr allein in der Arena. Die Telekommunikationstochter des Veba-Konzerns, Vebacom, erhielt Mitte Oktober als erstes Privatunternehmen die Lizenz, der Telekom bundesweit Konkurrenz machen zu dürfen. Auch Regionalanbieter wie Net Cologne oder Colt Telekom aus Frankfurt am Main dürfen starten, allerdings begrenzt im Raum Köln oder Hamburg. Und selbst wenn sich in Berlin bislang noch kein Regionalmatador geoutet hat: Weitere Netzlizenzen werden folgen. Was Veba-Chef Ulrich Hartmann bereits ankündigte, nämlich immer „deutlich unter den Tarifen der Telekom“ liegen zu wollen, wirft seine Sonnenstrahlen voraus. „Ich gehe davon aus, daß die Gebühren bei der Telekom noch vor 1998 sinken werden“, so Wilhelm Hübner, Chef des Postbenutzer-Verbandes.

Für private Kunden muß das allerdings vorerst nicht allzuviel bedeuten. Schließlich sind es die Großabnehmer – 1,2 Prozent der Telekom-Kunden – die 60 Prozent des Telekom-Umsatzes ausmachen. Ihnen gilt vor allem das Augenmerk der künftigen Konkurrenten. Alle Mitbewerber würden ernst genommen, betont Wolfgang Behrens, Sprecher der Berliner Telekom. „Allerdings glaube ich, daß der deutsche Markt genügend Raum für mehrere Konkurrenten bietet.“ Und weil die Strippen, die bis in die Wohnungen führen, der Telekom gehören und laut Behrens extrem teuer sind, könne man sich sogar etwas zurücklehnen. „Die Technik, mit der die letzten Meter, etwa über Funk, überbrückt werden können, muß erst noch gedeihen.“

So bleibt Otto Normalverbraucher der Telekom als Kunde bis 1998 sowieso erhalten, vielleicht aber auch darüber hinaus. Allerdings voll digitalisiert. Milliarden investierte die Telekom mittlerweile in die Digitalisierung ihres Netzes. Potsdam war die erste Stadt, in der alle Bürger nunmehr eine nach diversen Leistungen aufgeschlüsselte Telefonabrechnung erhielten oder bei der jemand, der umzog, seine Telefonnummer behalten konnte. „Die Digitalisierung bringt unseren Kunden rein technisch bessere Verbindungen und Angebote wie Dreierkonferenzen oder das Anklopfen“, erklärt Wolfgang Behrens.

Bei Dreierkonferenzen könnten sich drei Leute gleichzeitig unterhalten, Anklopfen bedeute, ein Dritter kann sich in ein Gespräch einwählen und Signal geben, daß die anderen beiden dringend zu Ende kommen sollten. Wie bisher auf Nebenstellenanlagen gibt es Möglichkeiten für Rückfragen oder zur Wiederholung des Gesprächs. „Auch die Umleitung von Gesprächen ist durch Digitalisierung machbar, allerdings kostenpflichtig.“

Während im Ostteil der Stadt unmittelbar nach der Wende unter dem Druck des ungeheuren Nachholbedarfs sofort neueste Technik installiert wurde, dauert der Umbau der Vermittlungsstellen im Westteil nach wie vor an. „Bis Ende des Jahres werden wir aber auch hier erreichen, daß die Leute umziehen und ihre Telefonnummer mitnehmen können.“

Andererseits ist es nur über die Digitalisierung möglich, sich künftig unter derselben Nummer in ein Netz der Konkurrenz einzuwählen, falls dieses billiger sein sollte. Was das hinsichtlich der Preispolitik der Telekom bedeutet, vermag Behrens nicht zu sagen. „Nur soviel: Wir sind in jeder Hinsicht viel flexibler als die Deutsche Bundespost früher.“

Darüber hinaus erinnert sich die Telekom nur ungern an den Beginn dieses Jahres, als aus Protest gegen erhöhte Gebühren eine Reihe von Telefonzellen in der Stadt in Flammen aufgingen. „Die etwa 8.000 Telefonzellen in Berlin kommen uns ohnehin teuer zu stehen. Sie werden aber neben der Auskunft und den Telefonbüchern auch weiterhin zu unseren Pflichtleistungen gehören“, versichert Behrens. Allerdings gäbe es angesichts des mittlerweile sehr dichten Telefonnetzes Überlegungen, die Anzahl der Zellen zu reduzieren. see

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