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Die ökologische Sojabohne

Nur ein unscheinbarer Anteil der Sojabohnen kommt von Biobauern. Regelmäßige Kontrollen auf den Höfen garantieren, daß keine Gentech-Produkte in den Naturkosthandel kommen  ■ Von Felix Berth

In der Bundesrepublik beginnen die ersten Biobauern zur Zeit mit dem Anbau von Sojabohnen. Doch die kontrolliert biologische Produktion ist noch so gering, daß sie statistisch kaum zu erfassen ist – es sind etwa fünfzig bis achtzig Tonnen pro Jahr. Verglichen mit den rund 3,4 Millionen Tonnen konventionell produzierten Sojabohnen, die in den deutschen Ölmühlen jährlich verarbeitet werden, ist das fast nichts.

Sehr große Steigerungsraten sind bei den deutschen Biobauern auch nicht zu erwarten. Denn das Wetter hierzulande ist für Sojabohnen nicht sonderlich geeignet: Die Bohne schätzt warmes, trockenes Klima, was auch erklärt, daß sie in Teilen der USA und Kanadas so gut wächst.

Das Ansehen der Öko-Bohne wächst

„Deshalb stammt auch der größte Teil unserer Sojabohnen aus kontrolliert biologischem Anbau immer noch aus Nordamerika“, sagt Agnes Erkens von Ökosoj e.V., dem Interessenverband jener Naturkosthersteller, die Sojabohnen nur aus kontrolliert biologischem Anbau verarbeiten. Doch selbst die aus Nordamerika gelieferten Mengen „Bio-Soja“ sind nicht sonderlich groß: Rund 1.500 Tonnen Öko-Sojabohnen verfrachten die dortigen Biobauern jährlich in die Bundesrepublik.

Rechnet man die geringen Lieferungen dazu, die aus den lateinamerikanischen Staaten Argentinien und Nicaragua sowie aus England, Frankreich und Österreich kommen, läßt sich schätzen, daß in der Bundesrepublik jährlich gut 2.000 Tonnen ökologisch produziertes Soja verarbeitet werden – eine winzige Menge, verglichen mit den schon erwähnten 3,4 Millionen Tonnen aus konventionellem Anbau. Ein wenig könnte sich die Situation der „Bio-Sojabohne“ jetzt durch die Verunsicherung der Verbraucher verbessern. „Es kann durchaus sein, daß sich unsere Chancen erhöhen, weil die Konsumenten durch die genmanipulierten Bohnen beunruhigt sind“, vermutet Agnes Erkens von Ökosoj. Allerdings klappt das wohl nur, wenn sich verunsicherte Kunden vermehrt gegen den Supermarkt statt dessen für den Bioladen entscheiden. Denn in normalen Supermärkten findet sich laut Ökosoj noch kein Produkt, das mit biologisch produziertem Soja hergestellt wurde. Selbst der Babynahrungs-Hersteller Hipp, sonst stark um Rohstoffe aus Bio-Anbau bemüht, steigt nicht auf Öko-Soja um, sondern verzichtet ganz darauf (siehe Interview).

Gentechnikfreie Zone im Naturkosthandel

Die Kontrolle der Biobetriebe erfolgt in den Anbauländern zweimal pro Jahr. Dabei überprüfen Vertreter der Anbauverbände jetzt zusätzlich, ob die produzierenden Höfe tatsächlich auf genmanipulierte Bohnen verzichten, so Agnes Erkens von Ökosoj. Auch werde kontrolliert, ob die biologisch produzierten Sojabohnen getrennt von anderen gelagert werden.

Analoge Kontrollen bei den Firmen, die Bio-Nahrungsmittel herstellen, folgen, so daß der „Bundesverband Naturkost Naturwaren“ verspricht: „Es gibt keine gentechnisch behandelten Sojaprodukte im Naturkosthandel, und es wird sie auch in Zukunft nicht geben“, so dessen Geschäftsführer Klaus Wagener.

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