: „Wir sind dabei, das ganze Sojaöl zu ersetzen“
■ Für Reiner Tafferner, Pressesprecher beim Babykosthersteller Hipp in Pfaffenhofen, hat die Gentechnologie in biologisch hergestellten Nahrungsmitteln nichts zu suchen
taz: Zusammen mit anderen Herstellern von Kinder- und Säuglingsnahrung hat das Hipp-Werk erklärt, kein Speiseöl von genmanipulierten Sojabohnen zu verwenden. Was haben Sie eigentlich gegen gentechnisch hergestellte Lebensmittel?
Reiner Tafferner: Die Philosophie unseres Hauses ist, keine gentechnologisch hergestellten Lebensmittel zu verarbeiten. Wir sind ja auf organisch-biologischen Landbau spezialisiert und sind der Meinung, Gentechnologie und Bioerzeugung passen überhaupt nicht zusammen. Es gibt auch noch keine Erfahrung mit gentechnologisch hergestellten Lebensmitteln. Wir haben Produkte, bei denen Sojaöl eingesetzt wird, zum Beipiel in der Säuglingsmilchnahrung. Es ist aber sichergestellt, daß dieses Sojaöl nicht von gentechnologisch veränderten Pflanzen kommt. Das haben wir uns von den Lieferanten bestätigen lassen. Da sind wir sicher. Wir können das aber nur bis Mitte nächsten Jahres garantieren. Soviel Rohstoffe haben wir noch aus natürlichen Sojapflanzen.
Und wenn die aufgebraucht sind, werden Sie nicht mehr darum herumkommen, Gentech-Sojaöl zu verarbeiten?
Wir sind im Moment dabei, das ganze Sojaöl in unseren Produkten durch andere natürliche Rohstoffe zu ersetzen, beispielsweise durch Mais- oder Weizenkeimöl; auch Palmöl kommt in Frage. Es ist ja nicht sichergestellt, daß überhaupt noch Sojaöl auf dem Weltmarkt zu bekommen ist, das nicht aus gentechnologisch veränderten Sojabohnen gewonnen wurde.
Sehen Sie bei diesen Ölpflanzen nicht das gleiche Problem auf sich zukommen? In den USA wird genmanipulierter Mais doch schon kommerziell angebaut.
Bei Mais sehen wir auch das Problem, daß in Zukunft vermutlich kein gentechnikfreies Maiskeimöl mehr zu haben ist. So lange wir sicher sein können, daß es von natürlichen Pflanzen kommt, werden wir es verwenden.
Könnten Sie nicht durch Vertragsanbau sicherstellen, gentechnikfreie Ware geliefert zu bekommen?
Bei Sojaöl haben wir das geprüft. Da sehen wir für uns keine Möglichkeit. Dieser Markt ist ja bis jetzt von Konzernen beherrscht, und zudem werden die Sojapflanzen nicht in Regionen angebaut, wo wir Einfluß nehmen können. Insofern haben wir intern die Entscheidung getroffen: Raus mit dem Sojaöl.
Ist das bei Ihnen eine grundsätzliche Absage an die Gentechnologie?
Nein, nicht ganz. Wir lehnen die Gentechnologie dann ab, wenn sie aus wirtschaftlichen Gründen eingesetzt wird. Bei den Sojabohnen ist das der Fall. Dort sind es rein wirtschaftliche Gründe. Wir sind nicht gegen Gentechnologie, wenn es für Säuglinge medizinisch von Nutzen ist. Also wenn es Substanzen gibt, die notwendig sind, damit ein krankes Kind gesund wird oder ein gesundes Kind sich besser entwickelt, und diese Rohstoffe nur mit Hilfe der Gentechnologie gewonnen werden können, dann würden wir die auch einsetzen. Aber sobald es eine Alternative gibt, die vom Gesundheitswert mindestens genauso gut ist, kommt Gentechnologie für uns nicht in Frage. Da lehnen wir sie ab.
Haben sie schon eine derartige Säuglingsnahrung im Angebot?
Nein, weil wir keine Produkte für kranke Kinder haben. Denkbar wäre aber Nahrung für Kinder mit einer schweren Allergie, die Substanzen enthält, die nur mit Gentechnologie gewonnen werden können.
Haben Sie sich schon Gedanken darüber gemacht, ob sie ein derartiges Produkt dann auch als „gentechnisch hergestellt“ kennzeichnen würden?
Wir würden das kenntlich machen. Wir meinen, der Verbraucher soll aufgeklärt sein, wie die Produkte hergestellt werden. Da ist eine ehrliche Deklaration notwendig. Interview: Wolfgang Löhr
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