: Reelle Preise für Kontaktlinsen und Spülungen
■ Kleine Versandfirma entfacht Preiskampf, Fielmann kontert, die Branche zürnt
Hamburg (dpa) – Rund 2,7 Millionen Kurz- und Weitsichtige in Deutschland tragen Kontaktlinsen. Rund 300 bis 400 Mark jährlich kostet die Pflege der Kontaktlinsen, ohne daß die Krankenkassen die Kosten erstatten. „Die Wässerchen werden innerhalb Europas um ein Drittel, in den USA sogar um die Hälfte günstiger angeboten“, sagt Stefan Kloth. Er zog daraus die Konsequenzen, gründete ein Unternehmen, importierte Pflegemittel aus anderen europäischen Ländern und aus Übersee und bot sie im Versandhandel zu günstigen Preisen an. Mit dieser neuen Idee gewann sein Unternehmen Lenscare GmbH (Hamburg) schnell einige 100 Stammkunden.
Damit begann für den 27jährigen Jungunternehmer der Ärger. Zuerst machte er einige Fehler in seiner Werbung, verglich seine Preise mit denen der Konkurrenz und bot Augenärzten Provisionen an, was gegen das Wettbewerbsrecht verstößt. Es hagelte Abmahnungen, Unterlassungserklärungen und einstweilige Verfügungen von Rechtsanwälten im Auftrag der Optikerzunft. Als die Fehler abgestellt waren, blieb die Ware aus. „Die Großhändler beliefern mich nicht, weil sie von den Herstellern unter Druck gesetzt werden“, klagt Kloth. Allen Beteiligten wollten die hohen Spannen auf dem Markt auf Kosten der Endverbraucher sichern.
Ein Kontaktlinsenträger, der seine Dioptrin-Werte kenne und immer die gleichen Pflegemittel kaufe, benötige keine Beratung mehr, meint Kloth. Er bietet deshalb auch Linsen per Katalog an. Die Inhaltsstoffe der Pflegemittel seien ohnehin oft identisch. Meist handele es sich schlicht um sterilisiertes Salzwasser.
Der Marktführer unter den Optikern, der Hamburger Günther Fielmann, hat die Herausforderung durch den Newcomer angenommen und bietet die Pflegemittel zu ähnlichen Preisen an. Bei den beiden Firmen zahlt der Kunde zum Beispiel für 300 Milliliter einer gängigen Desinfektionslösung kaum mehr als sechs Mark – halb soviel wie für ein Markenprodukt mit dem gleichen Inhalt.
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen