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Giftmüll exportiert

■ Deutscher Sondermüll, deklariert als Plastikgranulat, im Libanon entdeckt

Beirut/Hamburg (AP/taz) – Wegen des illegalen Exports von Giftmüll haben die Behörden in Libanon und Deutschland am Wochenende drei Männer festgenommen. Wie der Rundfunk in Beirut am Samstag meldete, wurden zwei Libanesen wegen der Verschiffung eines falsch deklarierten Chemie- Cocktails von der Staatsanwaltschaft verhört. Die Zeitung As Safir schrieb, die deutschen Behörden hätten den Inhaber der Exportfirma festgenommen.

Im Beiruter Hafen waren in 36 Containern 750 Tonnen Giftmüll aufgetaucht. Das Gemisch aus Plastikmüll, Pestiziden und anderen Chemikalien war als Plastikgranulat zum Recycling deklariert. Der Greenpeace-Sprecher Fuad Hamdan erklärte, zwei deutsche Firmen seien für die Lieferung verantwortlich. Er forderte die Regierung in Beirut auf, schnellstmöglich die Rückführung der Container zu veranlassen. Der Spiegel berichtete, eine nordrhein-westfälische Firma habe die 750 Tonnen Chemikalien nach Libanon verschifft. Die Container seien in Rotterdam und Antwerpen verladen worden. Vermittelt worden sei der Deal von der rheinland-pfälzischen Firma International Trading and Finance. Deren Inhaber Masshor Ereigat will nur „saubere Ware“ geliefert haben.

Erst am Donnerstag hatten Polizei und Staatsanwaltschaft eine bundesweit tätige Sondermüll-Mafia in Deutschland ausgehoben, die jahrelang hochgiftige Schlämme illegal beseitigt und damit Millionenprofite gemacht hatte.

Am Wochenende wurde der Ruf nach politischen Konsequenzen laut. Der sächsische Umweltminister Arnold Vaatz forderte eine Kronzeugenregelung für Umweltstraftäter. Sein Hamburger Amtskollege Fritz Vahrenholt verlangte, Sondermüll müsse in Deutschland wieder mehr verbrannt werden. Der Bonner SPD- Umweltpolitiker Michael Müller kritisierte, daß das geltende Abfallrecht statt auf Müllvermeidung nur auf das „Geschäft mit dem Müll“ setze. Die Bundesrepublik sei Weltmeister im Müllexport.

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