: Lob des Lernens
■ Die neue Abitur-Regelung stößt auf Zustimmung. Widerstand im Osten
Bonn (dpa/taz) – Die Einigung der Kultusministerkonferenz über das neue deutsche Abitur stößt bei Lehrerorganisationen wie Bildungspolitikern auf breite Zustimmung. Gleichwohl rief der Vize- Vorsitzende der Bundes-CDU, Christoph Bergner, zum Widerstand gegen die neue Abitur-Abmachung auf. Mit Blick auf das Festhalten fast aller Bundesländer an einer 13jährigen Schulzeit sagte Bergner, der Beschluß sei eine nachträgliche Diskriminierung von Schülergenerationen im Osten. Bergner ist CDU-Oppositionsführer in Sachsen-Anhalt.
Der Vorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), Dieter Wunder, forderte Länder wie die Schulen auf, die verabredeten Verbesserungen jetzt im Unterricht umzusetzen. Die Abmachung biete interessante Perspektiven für die Entwicklung der Oberstufe über das Jahr 2000 hinaus. Zu den positiven Elementen zählte Wunder die verstärkten Angebote von Betriebspraktika, Intensivkurse in Deutsch, Mathematik und Fremdsprache sowie die erhebliche Stärkung des fächerübergreifenden Unterrichts.
Der Vorsitzende des Deutschen Philologenverbandes, Heinz Durner, äußerte die Hoffnung, daß nach der Entscheidung nun langfristig alle neuen Bundesländer auf eine Schulzeit von 13 Jahren einschwenken werden. Seine Organisation registriere im Osten ständig Klagen von Eltern, Schülern und Lehrern über Hektik und fehlende Zeit zur Reflexion bei der Bewältigung des Lernstoffes in nur zwölf Jahren. Noch mehr Unterricht am Nachmittag oder am Samstag sei nicht populär.
Nach dem Beschluß der Kultusminister soll die Schulzeit bis zum Abitur in der Regel weiterhin 13 Jahre betragen. Zwölfjährige Bildungsgänge werden dann anerkannt, wenn von der fünften Klasse bis zur Reifeprüfung mindestens 256 Unterrichts-Wochenstunden erteilt worden sind. Bergner meinte, dies sei in den neuen Ländern nicht durchhaltbar. Bisher haben nur Sachsen und Thüringen erklärt, sie wollten an der zwölfjährigen Schulzeit festhalten.
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