Linke Grüne wollen Blauhelme statt Grauhelme

■ Jürgen Trittin und Kerstin Müller sind gegen die Fortsetzung des Nato-Einsatzes in Bosnien – und gehen damit erneut auf Konfrontationskurs zu Joschka Fischer

Bonn (dpa/taz) – Der Streit um den Bundeswehreinsatz in Bosnien ist bei Bündnis 90/Die Grünen wieder voll entbrannt. Der Sprecher des Bundesvorstandes, Jürgen Trittin, forderte gestern, daß die zum Jahresende auslaufende Ifor-Friedensmission der Nato in Bosnien durch einen langfristigen Blauhelmeinsatz unter dem Kommando der Vereinten Nationen abgelöst werden soll. Dies sei für ihn die Konsequenz aus der Reise führender Grünen-Politiker durch Bosnien. Er wandte sich damit gegen Fraktionschef Joschka Fischer, der nach der Reise eine Fortsetzung des Ifor-Einsatzes auch unter Beteiligung von Kampftruppen der Bundeswehr befürwortet hat. „Der Erfolg der Ifor- Nachfolge hängt zu null Prozent von der Beteiligung deutscher Soldaten ab“, meinte Trittin dazu. Die Zahl der Bewerber für einen solchen Einsatz übersteige bei weitem die Anforderungen.

Der Grünen-Vorsitzende warf der Bundesregierung vor, sie wolle die Notlage der Menschen in Bosnien zur Legitimation und zum Training von Kriseneingreiftruppen mißbrauchen. Die Sicherung von Frieden und Wiederaufbau in Bosnien sei keine Aufgabe der Nato, sondern ein klassischer, „robuster“ Blauhelmeinsatz, an dem auch deutsche Soldaten unter UNO- Kommando beteiligt sein könnten. Die Fraktionssprecherin Kerstin Müller sieht die Notwendigkeit einer militärischen Absicherung. Gegenüber der taz forderte sie jedoch, „die Regie dafür von der Nato an die UNO wieder zurückzugeben“. Trittin warnte die „Realos“ vor dem „Machtwahn, als kleine Oppositionsfraktion das Land mitzuregieren“. Die Bundesregierung nutze die Situation, um ihr Konzept einer militärisch gestützten Großmachtpolitik durchzusetzen. Dem dürfe sich die „Friedenspartei“ nicht anschließen. Interview Seite 4, Kommentar Seite 10