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Kriegsende verschoben

■ Guatemalas Regierung setzt die Verhandlungen mit der Guerilla aus

Guatemala-Stadt (AFP) – Die seit fünf Jahren andauernden Verhandlungen zwischen der Regierung Guatemalas und der Guerilla (URNG) über ein Friedensabkommen haben in ihrer Endphase einen schweren Rückschlag erlitten. Die Regierung setzte am Montag überraschend die Verhandlungen aus, die eigentlich gestern mit einer neuen Runde in Mexiko- Stadt fortgeführt werden sollten. Als Grund gab Innenminister Rodolfo Mendoza die Verwicklung eines Rebellenführers in eine Entführung an.

Dabei geht es um eine 84jährige Frau aus einer wohlhabenden Industriellenfamlie, die Ende August gekidnappt worden war. Vergangenen Samstag wurde nach Mendozas Angaben der Verdächtige Rafael Augusto Valdizan Nuñez alias „Comandante Isaias“ festgenommen. Nuñez habe seine Beteiligung an der Entführung eingestanden, den Aufenthaltsort des Opfers aber nicht preisgegeben. Die Entführung verletze das 1995 ausgehandelte Abkommen über Menschenrechte und die Zusage der URNG, nicht mehr durch Entführungen Geld einzutreiben. Die Verhandlungen würden solange ausgesetzt, bis die Guerilla durch die Aufklärung des Entführungsfalles ihre Glaubwürdigkeit wieder hergestellt habe.

Auch die als Vermittler tätige UN-Mission für Guatemala warf der Guerilla vor, ihre Verpflichtung zum Respekt der Menschenrechte ernstlich verletzt zu haben. Die URNG habe „insbesondere das Recht auf persönliche Freiheit und Unversehrtheit“ mißachtet.

Friedensnobelpreisträgerin Rigoberta Menchú sagte vor Journalisten: „Zum ersten Mal habe ich das Gefühl, daß der Friedensprozeß gefährdet ist.“ Sie rief die URNG auf, die Wahrheit über die Entführung zu sagen. Eigentlich sollte am 15. Dezember mit einer großen Zeremonie in Guatemala- Stadt ein umfassender Friedensvertrag unterzeichnet werden. Teilabkommen wurden in den seit 1991 andauernden Verhandlungen schon geschlossen. Umstritten sind derzeit noch die Modalitäten der Wiedereingliederung der Untergrundkämpfer in das soziale und politische Leben.

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