Keine Rettung für Zaire

■ Ruandische und zairische Soldaten bekämpfen sich in der Grenzregion

Cyangugu/Nairobi/Berlin (rtr/ dpa/taz) – Truppen Ruandas und Zaires haben sich am am Dienstag an ihrer Grenze, zwischen der zairischen Stadt Bukavu und dem ruandischen Cyangugu, Gefechte geliefert. In der Nacht zum Mittwoch ist nach Angaben eines Offiziers zudem eine ruandische Einheit nach Zaire eingedrungen, um die zairischen Soldaten aus dem Grenzbereich zurückzudrängen.

Zaires Innenminister Kamanda wa Kamanda warf Ruanda vor, einen reinen Tutsi-Staat errichten zu wollen. Deshalb stütze Ruanda die Tutsi-Rebellen in Zaire. Ruandas Vizepräsident und Verteidigungsminister General Paul Kagame drohte Zaire gestern mit Krieg, wenn Zaire die Aggressionen fortführe: „Wenn Zaire uns den Krieg bringt, werden wir gegen Zaire kämpfen.“ Kagame dementierte erneut, daß Ruanda die Banyamulenge-Guerilla unterstütze. Moralisch jedoch seien sie gegenüber Zaire im Recht.

Wegen des Abzugs der Hilfsorganisationen und geschlossener Grenzen bleibt das Schicksal von rund 300.000 ruandischen Flüchtlingen in der zairischen Provinz Südkivu ungewiß. Bislang sind gerade 1.000 ruandische Hutu- Flüchtlinge über die Grenze bei Cyangugu nach Ruanda gekommen. Von dort aus hört man regelmäßig Gefechtslärm, der auf weitere Kämpfe zwischen den Banyamulenge und der zairischen Armee schließen läßt.

Ebenso kritisch ist die Lage in der nördlich gelegenen Stadt Goma, der Hauptstadt des Nordkivu: Nach Kämpfen im Flüchtlingslager Kibumba flohen alle 200.000 Hutu in das weiter von der Grenze entfernt gelegene Camp Mugungu, das mit 400.000 Menschen vollkommen überfüllt ist und wo der Ausbruch von Seuchen droht. Bei Goma leben seit 1994 über 700.000 Flüchtlinge. Internationale Hilfsorganisationen warnen vor einer „humanitären Katastrophe“.

Derweil laufen die diplomatischen Drähte heiß, ohne daß nach zweiwöchiger Krise irgendwelche konkreten Schritte unternommen worden wären. Im Weltsicherheitsrat wurde bereits am Freitag über die Möglichkeit eines Regionalgipfels diskutiert, die Sitzung jedoch ohne Erklärung beendet. Gestern abend war ein neues Treffen anberaumt. Laut BBC ernannte aber UN-Generalsekretär Butros Butros-Ghali mittlerweise den Kanadier Raymond Chretien zum Sondergesandten. Am Dienstag abend berieten in Genf Vertreter der Europäischen Union und Mitarbeiter von UN-Hilfsorganisationen über die Versorgung der Flüchtlinge. EU-Sondergesandter Aldo führt derzeit Gespräche in Ruanda und wird nach Zaire weiterreisen. ds