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Zwickel: „Wir werden keine Ruhe geben“

■ Verteidigung der Lohnfortzahlung „von Betrieb zu Betrieb“ angekündigt

Sprockhövel (taz) – Die Gewerkschaft IG Metall ist entschlossen, die hundertprozentige Lohnfortzahlung im Krankheitsfall „mit allen gewerkschaftlichen Mitteln, Streik eingeschlossen, zu verteidigen“. Das kündigte gestern der IG- Metall-Chef Klaus Zwickel auf der zentralen Vertrauensleutekonferenz seiner Gewerkschaft in Sprockhövel an. Man werde „nicht zulassen, daß das Kranksein wieder bestraft wird, und solange keine Ruhe geben, bis dieses Ziel durchgesetzt ist“. Die Arbeitgeber, die einen „Klassenkampf von oben“ führten und einem „Killerkapitalismus“ das Wort redeten, müßten eine entschiedene „Antwort von unten bekommen“, sagte Zwickel unter dem Beifall der knapp 500 Vertrauensleute aus dem ganzen Bundesgebiet. Zwickel wörtlich: „Druck von unten ist das einzige, was sie verstehen.“

Der „schwierigste Teil der Aufgaben“ liege noch vor der IG Metall, weil der Arbeitgeberverband Gesamtmetall offenbar „zum Kompromiß nicht mehr fähig“ sei. Zwickel warf Arbeitgeberchef Stumpfe vor, sich als „Fluchthelfer aus dem Flächentarifvertrag“ zu betätigen. Für den Fall, daß es bei den kommenden Tarifverhandlungen nicht zu beschäftigungssichernden Maßnahmen komme, werde die IG Metall ihre Lohnforderungen erhöhen, kündigte der IGM-Chef während seiner einstündigen Grundsatzrede an.

Durch die aktuelle soziale Auseinandersetzung würden die Weichen für die gesamte gesellschaftliche Auseinandersetzung gestellt. Um diesen Kampf zu bestehen, müßten die Gewerkschaften „sehr viel politischer werden“. Künftig werde die reine Tarifpolitik an Einfluß verlieren. Für die Gewerkschaften gehe es deshalb auch darum, verstärkt die politischen und wirtschaftlichen Machtverhältnisse zu thematisieren und Alternativen aufzuzeigen. Man müsse dafür sorgen, daß „wir wieder politische Mehrheiten bekommen, die nicht gegen, sondern für das Volk regieren“.

In die gleiche Kerbe hatte zuvor Zwickels Vorstandskollegin Karin Benz-Overhage gehauen. Gegen die Bonner Politik gebe es längst eine „gesellschaftliche Mehrheit“. Wenn die Gewerkschaften konfliktfähig blieben, bestehe die Chance, „daß aus dieser gesellschaftlichen Mehrheit auch wieder eine politische Mehrheit wird“.

Zwickel appellierte an die Vertrauensleute und Betriebsräte, sich nicht dem Druck ihrer jeweiligen Betriebsleitungen zu beugen und die Lohnfortzahlung nicht mittels Betriebsvereinbarung zu regeln. „Wenn wir das zulassen“, so Zwickel, „legen wir selbst Hand an den Flächentarifvertrag.“ Ein Unterlaufen der Tarifverträge dürfe die IG Metall deshalb nicht zulassen. Wann immer Gesamtmetall Tarifverträge breche, „werde es Zoff geben“. Wer auf Arbeitgeberseite immer noch gegen die im Betrieb geradezu friedensstiftenden Flächentarifverträge polemisiere, handele, so Zwickel, gegen seine eigenen Interessen: „Wer so handelt, ist ein ideologisch verbohrter Holzkopf.“ Walter Jakobs

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