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Krümmel-Monster spaltet grüne Kerne

■ Streit um „Leukämiereaktor“: Zerreißprobe beim Parteitag der Nord-Grünen

Es klingt nach Formelkompromiß: In fleißiger Nachtarbeit haben Teile der schleswig-holsteinischen Grünen um den Vorstandssprecher Klaus Müller einen Antrag zum Thema Krümmel formuliert, in dem mit keinem Wort auf die drohende Wiederanfahrgenehmigung für den Reaktor eingegangen wird. In dem Papier, daß heute von den grünen Delegierten auf dem Landesparteitag in Husum debattiert werden soll, werden die grünen Funktionsträger lediglich aufgefordert, „die Stillegung von Krümmel mit allen rechtlichen Möglichkeiten sofort durchzusetzen“.

Zu diesem Zweck sollten „alle Hinweise aus Partei und Bewegung, die zur Stillegung führen können, aufgenommen und genutzt werden“. Die allgemeine Aufforderung, die bis gestern von knapp 80 Mitgliedern der Grünen – darunter Umweltminister Rainder Steenblock – unterschrieben wurde, steht einem Antrag mehrerer Parteilinker gegenüber. In ihm werden die Landtagsfraktion, Minister und Staatssekretäre der Grünen aufgefordert, eine Zustimmung zum Wiederanfahren von Krümmel zu verweigern (taz berichtete). Die Debatte könnte, so wird hinter nur halbvorgehaltener Hand gemunkelt, zu einer Zerreißprobe für die Öko-Partei und für die rotgrüne Koalition in Kiel werden.

Unterdessen wächst die Kritik aus Reihen der Grünen und zahlreicher Bürgerinitiativen am Kieler Energieminister Claus Möller (SPD) und seinem Staatssekretär Wilfried Voigt (Grüne). Drei Hamburger GAL-PolitikerInnen, darunter die Landesvorstandssprecherin Antje Radcke, forderten Möller auf, „Klagen gegen die Sicherheit des AKW Krümmel nicht immer wieder als unbegründet zurückzuweisen“ und „im Zweifel für die Betreiber zu entscheiden“.

Eine Täuschung der Öffentlichkeit warf die Bundesvorsitzende des Vereins „Eltern für unbelastete Nahrung“, Marion Lewandowski, am Freitag dem Duo Möller und Voigt vor. Sie bezog sich dabei auf einen Beitrag des Fernsehmagazins Monitor, nach dem die Bundesanstalt für Materialprüfung in einer Stellungnahme an das Energieministerium dem Krümmeler Reaktordruckbehälter eklatante Mängel bescheinigt haben soll. Das Ministerium hatte hingegen davon gesprochen, die Druckbehälterprüfungen hätten „keine neuen Erkenntnisse ergeben“. Eugen Prinz, Sprecher der „Bürgerinitiative gegen Leukämie in der Elbmarsch“, nahm die Monitor-Enthüllungen zum Anlaß, „den sofortigen Rücktritt von Claus Möller“ zu fordern. Die Genehmigungspraxis seines Ministeriums sei „grob fahrlässig“.

Ministeriumssprecher Hans-Friedrich Traulsen hielt dagegen, daß die Materialprüfungs-Anstalt trotz der von ihr aufgelisteten Mängel „keine aktuellen sicherheitstechnischen Bedenken gegen den Reaktordruckbehälter“ erkennen kann, die eine rechtliche Voraussetzung dafür wären, den Reaktor nicht wieder ans Netz gehen zu lassen.

Marco Carini/Kerstin Kampe

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