: Knollen zum Schmollen
■ Eltern-Verein warnt vor hoher Nitrat-Belastung bei Speisekartoffeln
Guten Appetit! Rund ein Drittel der Lagerkartoffeln, die in den Handel gelangen, weist hohe Nitrat-Konzentrationen von mehr als 100 Milligramm (mg) pro Kilogramm auf. Das hat der Verein „Eltern für unbelastete Nahrung“ bei einer Stichprobenuntersuchung von derzeit in Norddeutschland angebotenen Lagerkartoffeln herausgefunden. Eine in Wulfsen erworbene Charge „Sieglinde“ erreichte gar einen Spitzenwert von 400 mg Nitrat, eine aus Holland importierte „Bintje“-Speisekartoffel immerhin 330 mg.
Obwohl die aus Düngemitteln stammenden Nitrate im Körper krebserregende Nitrosamine bilden können, gibt es im deutschen Lebensmittelrecht weder einen Richt- noch einen Grenzwert für die Belastung der Knollen. Der Eltern-Verein fordert deshalb ein „Keller- und Tellerverbot“ für Nitratkartoffeln. Besonders gefährlich sind die Düngereste für Kleinkinder: Babys können bei einer hohen Konzentration von den in Nitrite umgewandelten Nitraten an der gefährlichen Blausucht erkranken.
Problem für die VerbraucherInnen: Sie können nicht erkennen, ob die von ihnen gekauften Erdfrüchte schwach oder stark belastet sind. Denn auch gleiche Kartoffelsorten weisen – je nach Anbaugebiet – völlig unterschiedliche Nitratwerte auf. Die Stichprobe bewies allerdings, daß Erzeugnisse aus ökologischem Anbau im Schnitt wesentlich weniger Dünge-Rückstände enthalten – nur eine der elf „Öko-Proben“ überschritt die problematische 100 mg-Grenze.
Doch Vorsicht vor Etikettenschwindel: Gesetzlich nicht geschützte Produktbezeichnungen, wie etwa aus „kontrolliertem“ Anbau, sagen rein gar nichts über die Chemieverunreinigungen der Knollen aus. Der Vertreiber der stark nitrathaltigen Bintje-Knollen hatte genau mit diesem Zusatz für seine eßbaren Chemiebomben geworben. Marco Carini
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen