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Konferenz der Tuben

■ „Howard Johnson & Gravity“ und Taj Mahals „The Real Thing Rivisited“ spielten in der Schauburg

Sie macht Humbtata und wirkt immer ein wenig lächerlich! Das sind die festgefügten Vorstellungen von der Tuba, dem Elefanten unter den Instrumenten. Wer weiß schon, daß gute Tubaspieler über vier Oktaven spielen können und einen Melodiebogen dabei so körperlich, warm und elegant klingen lassen, daß die kleinen Blechblas-Geschwister dagegen wie schrille Tröten klingen. Auf einer Konferenz der Tuben wurde am Donnerstag und Freitag abend in der Schauburg sehr überzeugend gegen das Klischee angeblasen.

Der Jazzmusiker Howard Johnson versucht seit den 60er Jahren, die Tuba aus der undankbaren Rolle des Begleit- und Rhythmusinstruments herauszuspielen. Seine mit „Gravity“ (= Schwerkraft) sehr sinnig benannte Band besteht aus sechs Tubaspielern, Piano, Bass und Schlagzeug. Auch wenn Ray Chew hin und wieder mal ein Solo auf dem Flügel spielte, wurden doch fast alle Improvisationen auf den massiven, gebogenen Hörnern angestimmt. Und das klang längst nicht so behäbig und brummelig, wie man erwartet hatte. Meist gingen die Bläser bei ihren Soli in die höheren Lagen, so daß ihre Instrumente eher wie Hörner klangen, und mit verschiedenen Anblastechniken gelangen ihnen erstaunlich unterschiedliche Tonfärbungen. „Dies ist keine Kuriositäten-Band“ betont Johnson immer wieder, und auch wenn die sechs eher fülligen Männer auf der Bühne (man braucht halt viel Puste) mit ihrem vielen Blech vor den Bäuchen etwas komisch wirkten, war ihr Auftritt musikalisch alles andere als aufgeblasen.

Am schönsten waren die Arrangements, bei denen die sechs Tubisten in verschiedenen Tonlagen spielten, und in weichen, satten Harmonien zu baden schienen. So bei einer von Howard Jones komponierten Hommage an Gil Evans. Mal spielte „Gravity“ melodisch, swingende Bläsersätze wie bei einer Bigband, dann wieder dreckige Soulstücke wie das berühmte „Fever“ oder ein afrikanisch angehauchtes Stück von McCoy Tyner. Aber im Programm herrschte kein Tuba-Zwang. Der Multi-Instrumentalist Johnson spielte bei zwei Stücken auch das Baritonsaxophon und zog für einen Song mit der Penny Whistle ausgerechnet eines der kleinsten Instrumente aus seiner Hosentasche. Für einige Bluesstücke kam schon am Donnerstag Taj Mahal mit auf die Bühne. Am Freitag abend spielten dann mit Joe Daley, Earl McIntyre, Bob Stewart und Howard Johnson gleich vier Mitglieder von „Gravity“ in dessen Band „The Real Thing Revisited“. In den frühen 70er Jahren war dies eine hochgerühmte Formation, die Mahal aus offensichtlichen, ökonomischen Gründen nicht lange zusammenhalten konnte, und die erst jetzt nach 25 Jahren durch die Initiative von Radio Bremen zum ersten Mal wieder zusammengeführt wurde. Zuerst spielte Mahal alleine auf der Bühne, dann mit seinem Gitarristen und der Rhythmusgruppe, und schließlich inszenierte er augenzwinkernd einen triumphalen Einzug der vier Bläser.

In gut zwei Stunden lieferte Tay Mahal eine aufregende Mischung schwarzer Musik, die von dem Louis Armstrong Klassiker „I'll be glad, when you're dead“ bis zu den Songs reichte, die die Band damals auf der legendären Live-LP „The Real Thing“ spielte. An diesem Abend herrschten die Tuben nicht mehr unbeschränkt, denn die Bläser spielten auch Posaunen und Flügelhörner, so daß die Gruppe eine immense Vielfalt an Tonlagen spielen konnte. Und man merkte den Musikern an, welchen Spaß ihnen diese Wiedererweckung ihrer alten Band machte. Der Abend war tatsächlich „The Real Thing“.

Willy Taub

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