: Trittin warnt Realos
■ Vorstandssprecher Trittin: Streit um Nato-Rolle nicht instrumentalisieren
Bonn (dpa/AFP) - Im parteiinternen Streit um die Rolle Deutschlands in der Nato hat Grünen-Vorstandssprecher Jürgen Trittin den Realoflügel gewarnt, Bosnien als Test für die Regierungsfähigkeit zu benutzen. In einer Reaktion unter anderem auf das jüngste Plädoyer von Fraktionssprecher Joschka Fischer für eine Verlängerung des Ifor-Mandats sagte Trittin am Sonntag im Hessischen Rundfunk, er halte nichts davon, daß Grüne die „Selbstanmaßung der Nato als Notwendigkeit“ absegneten.
Der Grünen-Sprecher sagte weiter, er glaube nicht, daß es der Politikfähigkeit diene, wenn eine Oppositionspartei meine, in der Außenpolitik die Position der Bundesregierung übernehmen zu müssen. Wenn der Realoflügel und Teile der Bundestagsfraktion jetzt eine Verlängerung des Ifor- Mandats guthießen, stehe dies einer Kompromißbildung in der Partei im Wege. Diese „erneute Polarisierung“ könne auch Trotzreaktionen auslösen. Führende Realos wie Fischer und Parteisprecherin Krista Sager plädieren für eine Verlängerung des Einsatzes von Nato-Truppen in Bosnien unter deutscher Beteiligung. Unter dem Eindruck einer Bosnienreise sprach sich auch Fraktionssprecherin Kerstin Müller, die der Parteilinken zugerechnet wird, für einen „robusten“, langfristigen Blauhelmeinsatz unter UN-Kommando zur Sicherung von Frieden und Wiederaufbau aus. Auch das geht weit über die geltende Beschlußlage der Partei hinaus, die einen Nato-Einsatz nur unter eingeschränkten Bedingungen deckt.
Trittin bekräftigte seine erneute Kandidatur für das Amt des Vorstandssprechers auf dem Grünen- Parteitag Ende November in Suhl. Mit Blick auf die SPD warnte er die Grünen vor einem „Koalitionswahlkampf“. Eine SPD, die „jetzt rot-grün herumeiere“, sei ihm gar nicht lieb. Lieber seien ihm SPDler wie Gerhard Schröder, die die SPD-Stammwählerschaft an die Urnen holten. Die PDS halte er in ihrem jetzigen Zustand nicht für politikfähig, für eine Mehrheitsbildung sei sie nicht zu gebrauchen.
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