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Rebellen in Zaire erklären Waffenstillstand

■ Eine Krisenkonferenz wird heute in Kenia ohne die Teilnahme Zaires abgehalten

Gisenyi/Bonn (AP/AFP) – Angesichts der akuten Not der Flüchtlinge im Osten von Zaire haben die Tutsi-Rebellen gestern einen Waffenstillstand ausgerufen: „Wir erklären einen einseitigen Waffenstillstand für drei Wochen, damit die regierungsunabhängigen Organisationen, das UN-Hochkommissariat für Flüchtlinge und das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) die Flüchtlinge in ihr Herkunftsland zurückbringen können“, sagte der Sprecher der Rebellen, Laurent Kabila. Damit könnte die unerträgliche humanitäre Lage der über eine Million ruandischer Hutu-Flüchtlinge sowie der zairischen Zivilbevölkerung, die seit Tagen von jeglicher Versorgung abgeschnitten und von Seuchen bedroht sind, ermöglicht werden. Hunderttausende von Menschen zogen gestern aus dem Grenzgebiet zwischen Zaire und Ruanda in das Hinterland westlich von Goma.

Die UN-Flüchtlingskommissarin Sadako Ogata, die am Sonntag eine Einrichtung von Hilfskorridoren für die Flüchtlinge gefordert hatte, warnte davor, daß damit die Versorgung der Flüchtlinge immer schwieriger werde.

Angesichts der Flüchtlingskatastrophe und wachsender Kritik an der Zurückhaltung der internationalen Gemeinschaft hat Bundesaußenminister Klaus Kinkel eine sofortige Sitzung des UN-Sicherheitsrats gefordert. Die Kämpfe sollten eingestellt und die Flughäfen von Goma und Bukavu für internationale Hilfsflüge geöffnet werden. Dies sei die „zentrale Voraussetzung für das Überleben der Flüchtlinge“. Auch Frankreich verlangte gestern die Abhaltung einer internationalen Sofortkonferenz. Die Organisation Ärzte ohne Grenzen forderte eine internationale militärische Intervention, „um Sicherheitszonen für die Menschen zu schaffen“.

Eine heute in der kenianischen Hauptstadt stattfindende Regionalkonferenz wird ohne die Beteiligung der Regierung von Zaire abgehalten. Zaire wirft seinen Nachbarstaaten Ruanda, Burundi und Uganda vor, für die Rebellenangriffe in den Provinzen Nord- und Südkivu mitverantwortlich zu sein. Solange die ruandische Regierung ihre Beteiligung auf Seiten der Rebellen bestreite, sei Zaire nicht bereit, an Konferenzen teilzunehmen. Die Führung im ruandischen Kigali hat gezielte militärische Operationen auf zairischem Boden zwar zugegeben, die Krise aber als innerzairisches Problem bezeichnet. Bericht Seite 8

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