: Von nobel bis herzlich
■ Die österreichischen Architekten Baumschlager/Eberle präsentieren heute ihren Werkbericht in Hamburg
Noch maximal fünf Jahre, dann sind die Namen Carlo Baumschlager und Dietmar Eberle in das kollektive Gedächtnis für Architektur-Stars durchgesickert. Denn die hauptsächlich im österreichischen Vorarlberg am Bodensee wirkenden Architekten treffen mit ihren meist holz- und glasverkleideten Gebäuden eine Schnittmenge von Gefühlen, die sich einerseits nach architektonischer Aufgehobenheit und Wärme, andererseits nach dem Bekenntnis zur Modernität sehnen.
Es verwundert da nicht, daß sich die Sensibilität für dieses komplementäre Stimmungspaar am Wohnungsbau geschult hat. Hier konnte das Duo im Widerspruch zur unglaublich belanglosen Hausarchitektur von der Stange, wie sie nicht nur das Alpenland verschandelt, eine in ihrer Subtilität gewagte, klare Formensprache entwickeln, die aber in aller gekonnten Reduktion das Bedürfnis nach einem wohnlichen Zuhause befriedigt.
Baumschlager/Eberles Gebäude bestehen meist aus leicht bestimmbaren Körpern, die aber immer einen unaufgeregten Willen zum Besonderen erkennen lassen. Der hier abgebildete Gewerbebau für die Firma Holz-Altenried im deutschen Hergatz zeigt am eindringlichsten, wie das Duo aus einer einfachen Aufgabe großes ästhetisches Kapital schlägt. Durch die schmeichelnde Rundung des Kubus', die die Verlockung weckt, das ganze Gebäude in die Hand zu nehmen, die geschlossene Verkleidung mit Lärchenholz und die „suprematistische“ Anordnung der Fenster entsteht eine spielerische Einheit von hoher Originalität. Als wesentliche Mit-Vorreiter der Mode, Häuser wieder mit Holz zu verkleiden, können sie durch dieses Material verschiedene Stimmungen von nobel bis herzlich erzeugen. Die Eleganz ist dabei immer auf ihrer Seite.
Eine druckfrische Monographie über das Büro ist gerade beim Wiener Springer Verlag erschienen. Dietmar Eberle stellt heute die Arbeit des Büros vor. Till Briegleb
Vortrag: Heute, 19.30 Uhr, Ev. Akademie, Esplande 15
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen