: Wenn Polizisten zu sehr malen
Den „malenden Polizisten“ nennen sie Peter Alexander Jäckel in Köln. Jäckel ist einer von zehn im Polizeidienst Beschäftigten, deren Bilder seit gestern unter dem Titel „... und größer, als ich glaubte“ im Presseclub zu sehen sind. Einmalig in Deutschland sei das, sagt Jäckel: Malende Polizisten, die auch noch in der Gewerkschaft sind, zusammengefaßt unter dem Namen „Art Sicht“. Kennengelernt hatten sich die zehn MalerInnen 1990 beim „1. Europäischen Polizeifest“ in Linnich. „Und größer, als ich glaubte“ ist eine Gedichtzeile von Paul Zech; gemeint ist damit die Gewalt, die die Bilder thematisch verknüpft.
Agnes Schmitz zum Beispiel wollte eigentlich „ein Stück heile Welt“ malen. Doch das Thema verlangte anderes: Martyrien, Naturkatastrophen, Gefangenenlager hat Schmitz nun in Öl gegossen. In plakativer Symbolik. Etwa wenn die Malerin in „Golgatha ist überall“ an den Stacheldrahtzaun vor der tristen Barackenlandschaft noch das Schild aufgemalt hat: „Gulag, KZ, Internierung“. Agnes Schmitz hat vor ihrem Bild gesessen und geweint, als es fertig war – aus Betroffenheit.
Seit einem Jahr ist die Wanderausstellung schon unterwegs; die Organisation übernimmt die Konrad-Adenauer-Stiftung. Leichter Unmut verbreitete sich allerdings gestern mittag, als die KünstlerInnen mit der Hängung konfrontiert wurden: Agnes Schmitz' Tryptichon wurde einfach auseinandergerissen, andere Bilder aus Gewichtsgründen bloß an die Wand angelehnt. Eine Künstlerin mußte ihre Bilder neben der Toilette wiederfinden. Die Namen der MalerInnen unter den Bildern fehlen ganz. Das setzt auch Hobbykünstlern zu, die ihre Brötchen im Öffentlichen Dienst verdienen und für die Ausstellungseröffnung Sonderurlaub bekamen.
„Kunst und Gewerkschaft, Kunst und Polizei, das sind in den Augen der meisten Zeitgenossen zwei ungewöhnliche Paarungen“, hat Klaus Steffenhagen, Landesvorsitzender der Gewerkschaft der Polizei Nordrhein-Westfalen, im Ausstellungskatalog festgestellt. Der Mann hat recht. Kunst und Polizei – das will sich partout nicht paaren. Mu
Bis zum 20.11. im Presseclub, Schnoor 27/28. Bild: P.A. Jäckel
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