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VW-López steht vor dem Fall

Der Vorstand des Automobilkonzerns muß wegen unlauteren Wettbewerbs vor Gericht. Ermittlungen nach dreienhalb Jahren fast abgeschlossen  ■ Von Jürgen Voges

Hannover (taz) – Zumindest der Zeitplan für den Abgang des umstrittenen VW-Managers José Ignacio López steht bereits fest. Die Ermittlungen wegen Industriespionage, die die Darmstädter Staatsanwaltschaft seit über drei Jahren gegen den Manager und drei seiner Mitarbeiter führen, sind nach offizellen Angaben „praktisch abgeschlossen“. Die Anwälte des VW-Vorstandes rechnen damit, daß noch im November gegen López Anklage erhoben wird. Inoffiziell wurde dieser Termin auch aus Justizkreisen bestätigt. Nur die Sprecherin der hessischen Generalstaatsanwaltschaft mußte gestern noch verkünden, daß im López-Verfahren eine Abschlußverfügung der Staatsanwaltschaft vor Weihnachten als sicher gelten könne. Schließlich muß eine Anklage zuerst den Verfahrensbeteiligten zugestellt werden, bevor die Öffentlichkeit informiert werden darf.

Auf eine Anklage gegen den für das Ressort Produktionsoptimierung und -beschaffung zuständigen VW-Vorstand hat sich der Aufsichtsrat des Automobilkonzerns bereits eingestellt. Am 28. und 29. November, wenn Präsidium und Aufsichtsrat tagen, wird das Thema López auf der Tagesordnung stehen. Sollte es bis dahin eine Anklage geben, werde sich der Aufsichtsrat damit befassen müssen, sagt der Sprecher der niedersächsischen Landesregierung. Die vertritt den größten VW-Anteilseigner im Aufsichtsrat, das Land Niedersachsen. Und in verklausulierter Formulierung schloß Schröders Sprecher gestern auch nicht aus, daß López seinen Stuhl räumen muß.

Die späte Anklage gegen den VW-Manager geht auf eine Strafanzeige von Opel und General Motors aus dem April 1993 zurück. Bei einer VW-Durchsuchung hatte die Staatsanwaltschaft damals umfangreiches geheimes Material beschlagnahmt, das der neue Einkaufschef bei seinem Wechsel von General Motors zu VW einfach mitgenommen hatte. Die Dokumente enthielten Einkaufslisten – also Daten über Geschäftsbeziehungen von Opel zu seinen Zulieferern. Auch Unterlagen über einen neuen, von General Motors geplanten Kleinwagen sollen darunter gewesen sein.

Bei VW dürften sich einige freuen, daß die Darmstädter Staatsanwaltschaft jetzt die Ermittlungen mit einer Anklage gegen López und seine Mitarbeiter wegen unlauteren Wettbewerbs abschließt. Damit ist die Gefahr, daß noch weitere VW-Vorstandsmitglieder sich vor Greicht verantworten müssen, gebannt. Ohnehin wird mit dem Stuhl von López auch der des VW-Vorstandsvorsitzenden Fedinand Piäch ins Wanken geraten.

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