: „Nicht vor Geschichte weglaufen“
■ Wehrmachtausstellung: SPD will der CDU nicht nachgeben
Daß die deutsche Wehrmacht „von Hitler instrumentalisiert wurde“, wolle der Landesvorstand der Bremer CDU nicht bestreiten, sagt CDU-Vorstandsmitglied Elisabeth Motschmann. Dennoch will die Bremer CDU-Landesspitze die Wanderausstellung „Verbrechen der deutschen Wehrmacht“ in der Unteren Rathaushalle verhindern. Die Schau des Hamburger Instituts für Sozialforschung sei einseitig und unwissenschaftlich, heißt es dazu. Darüber hinaus spalte die Ausstellung die Bürger und schade dem Ansehen Bremens über die Landesgrenzen hinaus – wie weiland der Streit um die öffentliche Vereidigung von Rekruten, fürchtet Motschmann. „Wir inständig darum bitten, nicht auf der Unteren Rathaushalle als Veranstaltungsort zu bestehen.“ Auch in anderen Städten sei die Ausstellung an so exponierten Orten nie gezeigt worden. Ein Ultimatum an den Koalitionspartner diene der Sache dabei aber ebensowenig wie eine parteipolitsche Festlegung, glaubt Motschmann. Aber: „Es wäre eine riesige Provokation, wenn Herr Scherf auf diesem Ausstellungsort besteht.“ Heute will die CDU-Fraktion über das weitere Vorgehen entscheiden und zur Wehrmachtausstellung eine aktuelle Stunde in der Bürgerschaft beantragen. Auch Grüne und AfB haben unterdessen eine aktuelle Stunde gefordert.
„Die SPD wird nicht von der Rathaushalle als Veranstaltungsort abrücken“, bekräftigt dagegen SPD-Landeschef Detlev Albers. Natürlich sei die Bewertung der Ausstellung kontrovers. Aber als Hochschullehrer habe er bisher keinen Grund gehabt, die wissenschaftliche Leistung des Hamburger Instituts für Sozialforschung zu bezweifeln. Die CDU müsse einen Weg finden, damit umzugehen. „Vor heiklen und düsteren Kapiteln unserer Geschichte läuft man nicht weg“, sagt Albers. Die weiteren Bemühungen der Sozialdemokraten sollen deshalb helfen, die Debatte zu versachlichen. Darauf ziele der jüngste Vorschlag von Bürgermeister Henning Scherf ab, einen „Workshop“ abzuhalten, über dessen genauere Inhalte es in der SPD allerdings noch keine genaueren Vorstellungen gebe.
Diese Art von „Versachlichung“ begrüßt im CDU-Landesvorstand bislang niemand. „Der Einzelne wird mit der Ausstellung ja doch allein gelassen“, sagt Klaus Bürger. Als CDU-Vertreter im Beirat der Landeszentrale für politische Bildung, die die Ausstellung nach Bremen holen will, war er schon immer gegen diese Ausstellung. Ob die Ausstellung durch das Militärgeschichtliche Forschungsamt der Bundeswehr – wie von der politischen Landeszentrale geplant – begleitet wird, weiß er nicht. Auch habe noch kein Militär bei ihm gegen die Ausstellung interveniert.
ede
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