: Neue Luftschlösser für Grohn
■ Wirtschafts- und Wissenschaftsressort bringen statt Hochschulumzug Technologiepark ins Spiel
Neue Pläne für eine Nutzung der Kaserne Grohn machen in den Ressorts für Wissenschaft und Wirtschaft die Runde. Danach könnte auf dem ab 1998 leergeräumten Kasernengelände auch ein reiner Gewerbe- und Dienstleistungspark enstehen – von schwelgerischen Campusideen ist in dieser Variante keine Rede mehr. Bisher sahen zwei bereits bekannte Konzepte Grohn ab dem Jahr 2000 als neuen Hochschulstandort vor. Der Senat entscheidet heute, ob alle drei Varianten so ernst genommen werden, daß für sie ein Wirtschaftsgutachten auf den Weg gebracht wird.
Ursprünglich hatte Wirtschaftssenator Hartmut Perschau (CDU) der Bremer Hochschule einen Umzug nach Grohn und damit einen völlig neuen Campus schmackhaft gemacht. Dort sollte die beengte Hochschule Platz für neue Räume, Forschungsprojekte und Studi-Wohnungen finden. Hochschulrektor Ronald Mönch zeigte sich begeistert über diesen Vorschlag nach anglo-amerikanischem Vorbild. Doch als Bildungssenatorin Bringfriede Kahrs (SPD) mit einem abgespeckten Vorschlag nachzog und nur noch die Wirtschafts- und Sozialwissenschafts-Studenten der Hochschule sowie die Wirtschaftswissenschaftler der Universität umziehen lassen wollte, schmeckte Mönch das gar nicht mehr.
Doch was die einberufene Arbeitsgruppe aus Wirtschafts- und Wissenschaftsressort jetzt ausbaldovert hat, könnte Mönch noch mehr ärgern. In Grohn könnte auch ein Park für Existenzgründer entstehen, „schließlich werden die in Bremen stiefmütterlich behandelt“, sagte Frank Schaer, Sprecher des Wirtschaftssenators. „Das hat mit Campus eigentlich nichts zu tun“, räumt er ein.
Vor allem Hochschulabsolventen könnten sich dort einrichten und per Datenhighway mit den Hochschulzentren in der Stadt vernetzt werden. „Das wird ein Park für kleinere Betriebe mit forschungsnahem Profil“, so Schaer.
Über eine mögliche Kostenersparnis dieser Variante schweigt sich Schaer aus. Von den bereits bekannten Modellen sei aber Perschaus Idee eines Total-Umzugs der Hochschule eindeutig günstiger als der „Misch-Umzug“ der Bildungssenatorin. Schließlich könnte die Hochschule sofort einige Grohner Gebäude übernehmen. Sicher sei nur, daß man sich schnell entscheiden müsse: Bis zum Jahr 2004 stehen 100 Millionen Mark im Investitionssonderprogramm für den Kasernen-Umbau bereit. Der im Bildungsressort für Wissenschaft zuständige Abteilungsleiter Rainer Köttgen hat für das Thema Hochschulneubau nur eine schlichte Antwort parat: „Entweder wir haben das Geld oder wir haben es nicht.“
Den Studenten platzt bereits jetzt der Kragen. „Es bringt nichts, solche Konzepte einfach so aufs Trapez zu bringen“, sagt Manni Jakobs vom ASTA Sozialwesen der Bremer Hochschule. Und Hochschulrektor Mönch schweigt: „Ich habe mit meiner letzten Äußerung schon genug Schaden angerichtet.“ kat
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen