Telekom stockt auf

■ 100 Millionen Aktien mehr will die Deutsche Telekom an die Börse bringen. Anleger müssen weiter um ihre Ration bangen

Berlin (taz) – Die rund 100 Millionen Mark Werbekosten der Deutschen Telekom waren gut angelegt. Millionen private Anleger hat die Kampagne für die T-Aktie dazu gebracht, sich bei deutschen Banken um ihre Aktienration zu bewerben. Mehr als der Telekom lieb sind. Schon kurz nach Bekanntgabe der Preisspanne am 22. Oktober war klar: Jeder sechste willige Käufer wird leer ausgehen. Institutionelle Anleger (Banken und Fonds) im In- und Ausland meckerten ebenfalls über die für sie verbleibende kleine Menge.

100 Millionen mehr Aktien wird die Telekom deshalb am nächsten Montag bei ihrem Börsengang emitieren. Statt 500 Millionen werden dann 600 Millionen Aktien an den acht deutschen Börsen, in New York und ab Dienstag auch in Tokyo auf den Markt kommen. Am Wochenende hatte die Telekom mit den drei führenden Banken des Konsortiums und der Bundesregierung beschlossen, die Aktienmenge aufzustocken.

Das ist ein Novum in der deutschen Börsengeschichte. Banker und Börsianer konnten sich gestern nicht erinnern, wann ein Unternehmen jemals die Aktienmenge nachträglich erhöht hatte. „Wir begrüßen die Entscheidung ausdrücklich“, sagte Gerd Lückel, Analyst für das Privatkundengeschäft bei der Deutschen Bank. Für den privaten Anleger sei dies eine frohe Botschaft. Denn nun zeige sich, daß die Aktie nicht künstlich verknappt werde. Allerdings werde der Gewinn pro Aktie verwässert: Mehr Aktien und Aktionäre bringen weniger Gewinn. Für alle Anleger reicht die Menge jedoch immer noch nicht.

Die hinzugekommenen 100 Millionen Aktien will die Telekom nach einem noch geheimgehaltenen Schlüssel proportional auf In- und Ausland, private Anleger und Banken verteilen. Rund 68 Prozent der Aktien werden wohl in Deutschland bleiben. Die für die versprochenen Dividenden wird das noch staatliche Unternehmen halten, obwohl es nun 300 Millionen Mark mehr ausschütten muß. Für 1996 bekommen die Aktionäre 0,60 Mark, nächstes Jahr dann 1,20 Mark pro Aktie. Die Telekom selbst bekommt durch die Aufstockung zwischen 2,5 und 3 Milliarden Mark mehr in die Kasse. Den Preis der Aktie erfahren Anleger erst am nächsten Wochenende. Dann füttern die Banken ihre Rechner mit den Geboten der weltweiten Anleger und rechnen ihn aus.

Analysten meinen, daß er wenig unter dem Höchstwert von 30 Mark pro Stück liegen wird. Die Aufstockung hat die Händler auf dem grauen Kapitalmarkt nicht erschüttert: Die noch nicht plazierte T-Aktie lag gestern zwischen 33,40 und 33,80 Mark. Am Freitag waren es 34 Mark. Ulrike Fokken