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Polizei mordete anfangs viermal mehr als die SS

■ US-Historiker Breitman zur taz: Neue Dokumente erweitern Wissen um Holocaust

Washington/Berlin (taz) – Das Wissen über den Holocaust an den Juden in der Sowjetunion wird sich durch die jetzt freigegebenen Akten der National Security Agency (NSA) wesentlich erweitern. Zu dieser Einschätzung kommt der renommierte amerikanische Historiker und Holocaust-Forscher Richard Breitman, auf dessen Initiative hin die Dokumente jetzt zugänglich geworden sind.

Im taz-Interview sagte Breitman, die dechiffrierten deutschen Fernschreiben zeigten, daß „die Rolle der Ordnungspolizei bei der Durchführung des Holocaust weit größer war, als bisher bekannt gewesen ist“. In der ersten Phase des Holocaust seien „etwa viermal mehr Angehörige der Ordnungspolizei als der SS-Einsatzgruppen beteiligt gewesen“. Die Ordnungspolizei hatte „bis vor kurzem noch ein relativ ,unschuldiges‘ Image. Die Ralität aber sieht ganz anders aus“, erklärte der Historiker.

Spätestens im Herbst 1941 seien dem britischen Geheimdienst die deutschen Massenmorde an den sowjetischen Juden im Detail bekannt gewesen. Wann die USA von diesen Informationen Kenntnis erhielten, „geht aus den Unterlagen bislang nicht hervor“, so Breitman. „Man darf wohl annehmen, daß diese Informationen während des Krieges an die USA weitergegeben wurden.“ Daß die Alliierten ihr Wissen bis zum Kriegsende für sich behielten, erklärte Breitman damit, daß den Deutschen sonst bekannt geworden wäre, daß ihr Code geknackt sei. Militärisch hätte man Ende 1941 „nicht viel“ gegen die Morde tun können. Trotzdem hätte bei einer Veröffentlichung „die Reaktion der Öffentlichkeit sicher einiges bewirken können“. klh Tagesthema Seite 3

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