: Feuchte Container-Träume
Hafenentwicklungsplan 1997: Moorburg und Francop sollen versinken – mehr Umschlag, aber keine Arbeitsplätze ■ Von Heike Haarhoff
Altenwerder war der erste Streich, und der zweite folgt sogleich: Auch die Stadtteile Francop und Moorburg sollen nach dem Willen von Wirtschaftssenator Erhard Rittershaus (parteilos) plattgemacht und dem Hafen geopfert werden.
Die „Bestandsgarantie“ für den Lebensraum von 1665 Menschen in den Süderelbe-Gebieten wird nicht über das Jahr 2015 hinaus verlängert. Das geht aus dem Entwurf der Wirtschaftsbehörde für den „Hafenentwicklungsplan 1997“ hervor. Erstmals wird damit ein konkreter Zeitpunkt für die Zerstörung der beiden Dörfer im Hafenerweiterungsgebiet, die seit Jahren immer wieder im Gespräch ist, genannt.
Der Hafenentwicklungsplan ist eine Art Leitlinienkatalog und legt die „hafenentwicklungspolitischen Handlungsfelder“ sowie Prognosen zu Umschlag und Flächenverbrauch für die kommenden fünf bis sieben Jahre fest. Nach der Beratung durch Gewerkschaften, Handelskammer, Schiffs- und Unternehmensverbände sowie die Hamburger Behörden will ihn der Senat noch in diesem Jahr verabschieden.
Zwar bleiben die Grenzen des Hafengebiets – 1982 per Gesetz definiert – unverändert. Auch versichert die Behörde, „sehr behutsam“ mit „Flächenressourcen“ umgehen zu wollen. „Moorburg-Mitte“ jedoch hält sie „für die Hafenentwicklung für unverzichtbar, weil es für Großcontainerschiffe erreichbar ist und eine verkehrsgünstige Verknüpfung mit dem geplanten Containerterminal Altenwerder gewährleistet“, heißt es unmißverständlich.
Da die Umschlagskapazitäten Altenwerders spätestens ab 2015 „erschöpft“ seien, stelle das schmucke Fachwerk-Dorf „die mittelfristige Perspektive der Hafenentwicklung dar“. Ab 2030 sollen dann – in einem zweiten Schritt – auch Francop-Ost und Moorburg-West als Flächen für „innovative seeverkehrsbezogene Industrie- und Gewerbebetriebe“ genutzt werden. Daß man dazu besser bereits brachliegende Industrieflächen nutzen oder ganz einfach Container höher stapeln könnte, läßt die Behörde außer acht.
Wachsender Containerumschlag soll die Zerstörung der Natur- und Siedlungsgebiete rechtfertigen. Der nämlich soll künftig alle bisherigen Erwartungen übertreffen: „Die Umschlagsprognose von 1989 war deutlich zu vorsichtig.“ Für 2010 rechnet man nunmehr mit einem Jahres-Umschlagsvolumen von 5,5 Millionen TEU (Twenty foot Equivalent Unit). Das würde einer Verdoppelung gegenüber 1995 (2,9 Millionen TEU) entsprechen.
Begründet wird die optimistische Annahme einzig mit der Hoffnung auf einen „hohen Anteil von Verkehrsbeziehungen mit den dynamischen Wirtschaftsregionen in Fernost“. Völlig unklar bleibt dabei, wie die Stadt die vielen schönen neuen Container-Terminals – Altenwerder inklusive – überhaupt zu finanzieren gedenkt.
Und auch über zu erwartende arbeitsmarktpolitische Impulse schweigt der Plan sich vornehm aus. Aus gutem Grund: Mit neuen Jobs im Hafen ist auch künftig nicht zu rechnen. Die ÖTV-Vertrauensleute hatten dies bereits im September 1995 in einem internen Mitglieder-Brief vorausgesagt: „Die alte Formel 'Ladung ist gleich Arbeit' gilt seit der Einführung des Containers nicht mehr.“ Trotz einer Zunahme des Stückgutumschlags um 80 Prozent zwischen 1980 und 1994 sank die Zahl der Hafenarbeiter im gleichen Zeitraum von 11.400 auf 6300.
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