■ Vorlauf: Hermetische Versuchsanordnung
„Rosa Roth – Nirgendwohin“, Samstag, 20.15 Uhr, ZDF
Seit 1993 produziert das ZDF in loser Folge Fernsehfilme mit Iris Berben als Berliner Kommissarin Rosa Roth. So ausgedacht, wie ihr Name klingt, wirkt die Figur selbst nicht: Mit Gespür und Intuition geht sie ihre Fälle an, und Iris Berben darf den ihr allseits bescheinigten weiblichen Charme ausspielen. Aber nicht zu sehr, schließlich will sie sich als ernsthafte Schauspielerin verstanden wissen und „Rosa Roth“ als Krimireihe, die Wert auf Psychologie legt.
So überrascht es nicht, daß die beiden Folgen, die noch in diesem Jahr ausgestrahlt werden, als nahezu hermetische Versuchsanordnungen von Menschengruppen konzipiert sind. In „Montag, 26. November...“ geht es um eine Familie und eine Villa, in „Nirgendwohin“ um die Fahrgäste eines kompletten U-Bahn-Zugs. Das Budget für diese Folge hat den üblichen Rosa-Roth-Schnitt von zwei Millionen Mark um einiges überschritten, denn „Nirgendwohin“ ist auch ein Actionfilm – allerdings einer, der es ein wenig zu gut meint.
Am Weihnachtstag wird das Kaufhaus, in dem Rosa gerade ein paar Geschenke kaufen will, überfallen. Die Gangster müssen überhastet fliehen, Rosa verfolgt sie bis in einen U-Bahn-Zug, dessen Passagiere nun Geiseln sind. Es folgt eine Irrfahrt durch das Berliner Tunnelnetz, in deren Verlauf die Gangster immer nervöser und aggressiver werden. Die Passagiere bilden einen hübschen sozialen Querschnitt; und derweil es zu einem Herzinfarkt und einer Geburt kommt, plaudern Rosa und der Anführer der U-Bahn-Gangster über Philosophie und Literatur und zitieren ausgiebig aus beiden.
Insgesamt bleibt die Episode aber doch eine etwas bemühte Reihung von Zitaten aus diversen Katastrophenfilmen, was den betriebenen technischen Aufwand nur begrenzt rechtfertigt. Die Unberechenbarkeit der U-Bahn-Entführer sorgt immerhin für Spannung, und darstellerisch gibt es nichts einzuwenden. So spielt denn auch eigentlich Christoph Waltz als Anführer die Hauptrolle und nicht Iris Berben, die lange Zeit Zuschauerin bleiben muß. Oliver Rahayel
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